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FOX und Obama erklären einander den Krieg

Der konservative TV-Sender wurde vom Präsidenten mit einem Interview-Boykott belegt - FOX gefällt sich in der Rolle durchaus

Foto: Reuters

Warum erklärt der amerikanische Sender Fox News Barack Obama zum Messias? Weil das zu seiner antisemitischen Verschwörungsideologie passt. Der Filmgeschichte entnimmt Fox News weitere Bilder der radikalen Verdächtigung.

Bis vor einigen Wochen war mir der Name Glenn Beck nur vage geläufig, und ich hätte mir nie die Mühe gemacht, mir eigens etwas von diesem nächsten der rechten Radaubrüder auf dem amerikanischen Sender Fox News anzusehen. Nun hat Barack Obama auf die Diffamierungen des Senders reagiert und einen Boykott gegen Fox News verhängt. Als wir vor einem Monat eine Weile in den USA waren, sahen wir zufällig an einem Abend im Hotel diese Sendung von Glenn Beck. Darin werden sehr unverblümt zwei Männer als die wahren Architekten der Politik der amerikanischen Regierung benannt: George Soros und Rahm Emanuel. Zwei Juden, die insgesamt 37 "Zaren" im Weißen Haus untergebracht haben (so werden nicht gewählte, sondern vom Präsidenten bestellte Experten genannt).

Die kurze Sequenz, mit der Soros ins Bild gebracht wird, ist klassische "conspiracy theory" - ein Mann im Hintergrund, mit langer Brennweite gefilmt, was er sagt, ist nicht zu verstehen. Ein Pate, umgeben von Handlangern. Barack Obama wird als der "anointed one" bezeichnet, ein Begriff, der aus der Bibel kommt: "der Gesalbte", der Messias, auch damit wird er ganz eindeutig jüdisch (und damit antisemitisch) konnotiert.

Glenn Beck hat seither in zahlreichen Sendungen an seinem "Baum der Revolution" weitergearbeitet, ein Diagramm der Macht in Washington, mit dem er seinem Publikum die Augen dafür öffnen möchte, dass die USA gerade von einer weitverzweigten, linken Verschwörung übernommen werden, für die das Kino die Metaphern liefert. Was da geschieht, ist die Etablierung einer "Matrix", und Barack Obama ist der "Manchurian Candidate", als ein programmierter Attentäter in Diensten des Kommunismus.

Da er selber der Präsident ist, kann er nicht gut ein Attentat auf diesen ausüben - damit ist die Stoßrichtung der Invektive von Glenn Beck klar: Obama ist der Attentäter der Präsidentschaft, er erledigt das Amt und liefert das Land der radikalen Linken aus. Und Glenn Beck ist damit nur die öffentliche Stimme rechter Paranoia. Eine Google-Suche nach "Obama 'Manchurian Candidate'" ergibt weit über 100.000 Fundstellen.

Die Rede vom "Manchurian Candidate" geht zurück auf den gleichnamigen Thriller des US-Autors Richard Condon, der ein Bestseller war. Ins kollektive Bewusstsein ging der Gehirnwäsche- und Verschwörungs-Plot allerdings erst durch John Frankenheimers Verfilmung mit Laurence Harvey und Frank Sinatra ein, deren deutscher Titel "Botschafter der Angst" lautete und der 1962 in die Kinos kam. (Im Ostblock war die Vorführung des Films allerdings verboten. Die Erstaufführung in der Sowjetunion fand 1993 statt.)

Zu lesen ist, dass John F. Kennedy höchstpersönlich auf Drängen Sinatras grünes Licht gab für diese Verfilmung. Arthur Krim, damals zugleich Boss von United Artists und Finanz-Obmann der Demokratischen Partei, war offenkundig nicht wohl angesichts der gegen die Linke zielenden Stoßrichtung des Films. Hier ist die Szene aus John Frankenheimers Film "The Manchurian Candidate" (1962), in der die Mutter des Kandidaten (gespielt von Angela Lansbury) den Verschwörungs-Plot erklärt:

Im deutlich veränderten Remake des Films durch Jonathan Demme von 2004 wird der umprogrammierte Protagonist Shaw selbst zum Vize-Präsidentschaftskandidaten. Im Hintergrund stehen allerdings nicht mehr die Kommunisten, sondern ein global agierender Konzern, aber der Urheber der Machenschaften ist in Verschwörungstheorien ja grundsätzlich so austauschbar, dass problemos auch ein Schwarzer mit antisemitischen Stereotypen diffamiert werden kann. (Ganz zu schweigen davon, dass auch John McCain von ganz rechts als Kommunistenfreund und "Manchurian Candidate" beschimpft wurde.) Hier noch die Szene aus dem Remake, in der Raymond Shaw (Liev Schreiber) im Gespräch erkennen muss, dass er Opfer einer Gehirnwäsche wurde und keine Kontrolle über seine eigenen Handlungen hat: