Wien/Innsbruck - Gewalt in der Familie ist ein weitreichendes Problem: Jede fünfte Frau in Österreich macht Statistiken zufolge einmal im Leben eine entsprechende Erfahrung, in 70 Prozent der Fälle werden auch die Kinder misshandelt, hieß es am Mittwoch, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, bei einer Pressekonferenz des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien. Die VertreterInnen forderten u. a., dass das Thema in die Ausbildung von JuristInnen und in Gesundheitsberufen integriert wird. 

(Nach)Schulungen nach Polizei-Vorbild

Im Jahr 2008 haben 3.220 Frauen und Kinder in den 26 autonomen Frauenhäusern und -notwohnungen Österreichs Zuflucht gesucht, im selben Zeitraum wurden 6.566 Wegweisungen gegen Gewalttäter durch die Exekutive ausgesprochen. "Die Dunkelziffer ist groß, es ist nach wie vor ein Tabuthema", erklärte Katharina Beclin vom Institut für Strafrecht und Kriminologie. Opfer müssten rasch kontradiktorisch einvernommen werden, da die Betroffenen oft nur unmittelbar nach der Tat noch zu einer Aussage bereit wären. JuristInnen sollten bereits während ihrer Ausbildung speziell informiert werden, auch eine Nachschulung von bereits amtierenden RichterInnen sah Beclin als sinnvoll an.

Laut der AÖF-Geschäftsführerin Maria Rösslhumer sollte das Thema nach dem Vorbild der Polizei auch fix in andere Berufsgruppen integriert sein, wie z. B. Gesundheitsberufe. 

"Drohungen sind Drohungen"

Werner Doralt, Vorstand des Wiener Instituts für Finanzrecht, sprach sich dafür aus, dass PolizistInnen in Schulen aufklären sollten, laut Rösslhumer sollte dies auch schon in Kindergärten geschehen. Auch müsse man sich von sogenannten "milieubedingten Drohungen" verabschieden: "Dass man sagt, der hat nun 100 Mal gedroht, seine Frau umzubringen und hat es nicht getan - dann tut er es beim 101. Mal auch nicht", erläuterte Doralt. "Man muss sie zu dem machen, was sie sind - nämlich Drohungen und sie nicht abschwächen." (APA)