Istanbul - Die Vorsitzende des Frauenausschusses im Europaparlament, Eva-Britt Svensson, hat anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen von allen EU-Staaten nationale Aktionspläne, um Frauen vor Gewalt zu schützen, gefordert. Nötig sei eine EU-Strategie, erklärte die schwedische Europaabgeordnete am Mittwoch in Straßburg laut Kathpress.

Svensson betonte, Gewalt gegen Frauen sei ein gesellschaftliches Problem, das mit der fehlenden Gleichstellung von Frauen und Männern zusammenhänge. Zugleich verlangte sie mehr Unterstützung für die Opfer. Die Institutionen müssten garantieren, dass auch häusliche Gewalt bestraft wird.

Oft keine Anklage gegen Peiniger

Die stellvertretende Ausschussvorsitzende, Roberta Angelilli, beklagte Kathpress zufolge, eine von vier Frauen in Europa sei bereits körperlicher Gewalt ausgesetzt worden. In über 90 Prozent der Fälle passierten die Gewalttaten innerhalb der Familie, so die italienische Europaabgeordnete aus der christdemokratischen EVP-Fraktion. Nur ein Viertel der betroffenen Frauen betrachte häusliche Gewalt allerdings als Verbrechen. Viele Frauen seien psychologisch so desorientiert, dass sie ihre Peiniger nicht anklagten und die Taten nicht als Verbrechen einstuften. Es sei an der Zeit, die "Mauer des Schweigens zu durchbrechen und Gewalt gegen Frauen anzuklagen", so Angelilli.

Frauen-Demo in Istanbul

Gesetze gegen Gewalt müssten auch angewendet werden, forderte indes Ayfer Yaman, Politikerin der regierenden islamisch-konservativen AKP in der Türkei, wo Demonstrantinnen in Instanbul am Mittwoch bereits mehr Schutz durch die Justizbehörden des Landes gefordert haben. MenschenrechtlerInnen kritisierten, dass türkische Richter bei Verbrechen an Frauen und Homosexuellen oftmals mildernde Umstände anerkennen würden. Nach einer im Frühjahr veröffentlichten Untersuchung der türkischen Regierung wird fast jede zweite Ehefrau in der Türkei von ihrem Mann geschlagen oder körperlich misshandelt. (APA/dpa)