Wien - Lob und Tadel von Fachleuten ernten die gestern präsentierten Pläne für eine Pensionsreform: Der Sozialforscher Bernd Marin und Wifo-Experte Alois Guger sprechen sich für eine bessere Aufwertung früher Beitragszeiten aus. Guger hat im Radio-Morgenjournal am Dienstag die kurzen Übergangsbestimmungen als "schwer zumutbar" kritisiert. Marin sieht im Fehlen der Harmonisierung aller Pensionssysteme eine "grobe Ungleichbehandlung".

"Mutig und weit reichend" findet Marin die Vorhaben prinzipiell - aber Probleme sieht er beim längeren Durchrechnungszeitraum, in diesem Punkt komme es auf den Aufwertungsfaktor für weit zurück reichende Zeiten an, meinte er. Zumutbarkeitsprobleme sieht Marin keine, dass die Höchstpension künftig nicht mehr nach 40 sondern erst nach 45 Beitragsjahren erreicht werden soll, hält er für richtig. Damit sei ein "Irrtum" der Großen Koalition bereinigt worden.

"Völlig unverständlich" ist für Marin allerdings, dass die Regierung nicht sofort eine Harmonisierung der Pensionssysteme vornehme - das sei eine "grobe Ungleichbehandlung".

Die Eckpunkte der Pensionsvorhaben: - Frühpension wegen langer Versicherungsdauer wird in mehreren Schritten abgeschafft: Ab 1. Juli 2004 gibt es eine Erhöhung um vier Monate, 2005 um sechs Monate und in den Jahren 2006 bis inklusive 2009 um je acht Monate. Ab diesem Zeitpunkt liegt das Pensionsantrittsalter einheitlich bei 60 Jahren für Frauen und 65 bei Männern. - Steigerungsbetrag - 1,78 Prozent ab 2004 (derzeit 2 Prozent) Höchstpension nach 45 Jahren (bisher 40) - Längerer Durchrechnungszeitraum - schrittweise ab 2004, jeweils plus 12 Monate ab 2028: Durchrechnungszeitraum 40 Jahre - Abschläge für Frühpension - Pro Jahr 4,2 (derzeit 3) Prozent ab 2004, maximal 15 Prozent (bisher 10,5) - Hacklerregel bleibt bis 2010, ab 2005 niedriger Steigerungsbetrag möglich. (APA)