Chaosgirl

Rasant und atemlos beginnt die Geschichte einer großen Liebe. Anita, das "Chaosgirl", ist Lebenskünstlerin, schnelllebige Mutter zweier kleiner Buben, die sich nicht lang mit Kinderwagenschieben aufhält, sondern auch mal am Steuer ihres Autos stillt, die Autoritäten ablehnt und ihrem Chef frech die Stirn bietet; die wilder herumtobt als ihre Söhne, auf Bäume klettert, Fußball und Eishockey spielt und sogar der Polizeistreife davonzischt.

Anita, die auf Irene eine enorme Anziehung ausübt, der sie nicht entfliehen kann und will, hat jedoch noch ein anderes Leben mit Melanie. Der Sex zwischen Kindertheaterstücken, Burgerbuden und Fußballbesuchen reicht Irene aber nicht, sie will Anita ganz. Bald befindet Irene sich in einem gefährlichen Strudel realer und erfundener Geschichten über Anitas Leben. Was ist Wahrheit, was ist Lüge?

Karin Rick:
Chaosgirl
Konkursbuchverlag 2009
ISBN 978-3-88769-727-3
Euro 9,90

Foto:

Die Malweiber

Für ihre große Leidenschaft nahmen Malerinnen um 1900 gar manche Diskriminierung und Verunglimpfung in Kauf. Die persönliche Selbstverwirklichung war ihnen oft wichtiger als gesellschaftliches Ansehen und Wohlstand.  "Meine Sehnsucht ist es, schöne Bilder zu malen, dadurch glücklich zu werden und andere Menschen glücklich zu machen", drückte etwa Marie-Louise von Motesiczky ihre Motivation aus.

Von der Akademie ausgeschlossen, erlernten die als "Malweiber" verschrienen Frauen ihr Handwerk an privaten Malschulen und auf Reisen. Einige wenige von ihnen, wie Käthe Kollwitz, waren schon zu Lebzeiten geachtet, andere, wie Helene Funke, wurden erst in den vergangenen Jahren wiederentdeckt.

Katja Behling und Anke Manigold haben Leben und Werk von berühmten wie weniger bekannten Malerinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erforscht und in einem wunderschön gestalteten Bildband zusammengetragen - ein treffendes Geschenk für alle an den schönen Künsten Interessierten.

Katja Behling, Anke Manigold:
Die Malweiber
Unerschrockene Künstlerinnen um 1900
Elisabeth Sandmann Verlag 2009
ISBN 978-3-938045-37-4
Euro 25,50

Foto: Sandmann Verlag

Über Geschlechterdemokratie hinaus

Die acht politiktheoretischen Beiträge beschäftigen sich mit diversen demokratiepolitischen Maßnahmen für Frauen oder Homosexuelle und mit den dadurch entstehenden Normsetzungen, die wiederum zu Ausgrenzungen führen können. Fragen nach der Diskrepanz in Bezug auf die politische Teilhabe von Frauen zwischen dem de-jure-Möglichen und dem tatsächlichen Status quo oder auch eine kritische Auseinandersetzung mit Konzepten wie "Geschlechterdemokratie" bietet der Sammelband und verschafft so eine erweiterte Perspektive auf Gleichstellungspolitiken.

A. Pechriggl, K. Merlitsch, U. Isop, B. Hipfl (Hg.)
Über Geschlechterdemokratie hinaus
Drava Diskurs 2009
ISBN: 978-3-85435-593-9
Euro 24,80

Foto: Drava Verlag

Ein Mann und eine Frau und ein Mann

Chamutal, bald vierzig, verheiratet und Mutter zweier Töchter, arbeitet als Redakteurin einer Psychologiezeitschrift in Tel Aviv. Als ihre Mutter, zu der sie durch deren Unnahbarkeit immer ein schwieriges Verhältnis hatte, mit Alzheimer ins Pflegeheim kommt, ist sie ganz auf sich alleine gestellt: Abgeschreckt von der zunehmenden Verwirrtheit der Schwieger- und Großmutter verweigern Chamutals Mann und ihre Kinder schon bald die Besuche.

In dieser Grenzsituation, alleingelassen mit ihren Ängsten rund um die kranke Mutter, überfordert mit ihrer pubertierenden Tochter Hila und unzufrieden mit der Beziehung zu ihrem Mann, lernt Chamutal den ebenfalls verheirateten Sha 'ul kennen, der seinen Vater im Zimmer gegenüber pflegt. Zwischen den beiden besteht eine unerklärliche Anziehungskraft, die in eine dreiwöchige, intensive Affäre mündet. 

Im Hintergrund dieser Affäre beschreibt die israelische Erfolgsautorin Savyon Liebrecht in ihrem Bestseller die späten Leiden von Chamutals Mutter, einer Holocaust-Überlebenden, die niemals über das Erlebte zu sprechen wagte und im Angesicht von Krankheit und Tod die Schrecken von damals wiedererlebt.

Savyon Liebrecht
Ein Mann und eine Frau und ein Mann
dtv Verlag 2002
ISBN 978-3-423-12987-9
Euro 9,30

 

Foto: dtv Verlag

Lea. Liebe und andere Sünden

Schüchtern und ohne Selbstbewusstsein ist die 18-jährige Lea. Um ihre Ängste zu überwinden und etwas zu erleben, geht sie als Au-pair in die USA. Dort lernt sie Jack kennen, sie verliebt sich in ihn und er hält bald um ihre Hand an. Leas Glück ist jedoch von kurzer Dauer, als Jacks Ex-Freundin auftaucht und ein intrigantes Spiel startet. Ein Missverständnis jagt das andere, bis Jack in der Hochzeitsnacht mit Lea bricht. Sie muss sich entscheiden: Amerika verlassen oder weiterkämpfen.

Kate C. Hardt:
Lea. Liebe und andere Sünden
Novum Verlag 2009
ISBN: 978-3850229418
Euro 18,90

Foto: Novum Verlag

Die Kunst, sich zu verlieren

Kulturhistorikerin Rebecca Solnit nimmt sich in ihrem philosophischen "Führer durch den Irrgarten des Lebens" eines spannenden Themas an: der Kunst, sich im Unbekannten zu verlieren, um sich selbst wiederzufinden. Das Buch fließt dahin wie ein ruhiger Strom, an dessen Ufern scheinbar zufällig gewählte Erzählungen und Gedanken zum Verweilen, Nachspüren und Genießen einladen. Sie beschreiben die Angst vor dem Verlorensein im Ungewissen, aber auch den Mut zu Neugier und Neubeginn statt Gewohnheit und Alltagstrott. Für dieses etwas andere Buch mit Tiefgang braucht es Zeit, um sich darauf einzulassen, die beschriebenen Bilder und Metaphern in sich aufzunehmen, sich darin zu verlieren. Nichts für Schnellebige, perfekt für gemütliche Winternachmittage.

Rebecca Solnit
Die Kunst, sich zu verlieren
Pendo Verlag 2009
ISBN: 9783866122130
Euro 17,50

Foto: Pendo Verlag

Der Mann schläft

Nachrichten aus der heterosexuellen Matrix. Sibylle Berg schreibt in "Der Mann schläft" über eine soziophobe, depressive Frau in den Vierzigern. Beruflich schreibt sie Gebrauchsanweisungen für Elektrogeräte und steht dieser Tätigkeit wie vielem emotionslos gegenüber, wenistens mit Menschen hat man nichts zu tun. Ein Vorteil, denn diese gehen ihr sowieso schwer auf die Nerven, außer einer, der kommt ihr allerdings auf einer China-Reise abhanden.

"Der Mann schläft" ist eine etwas andere Liebesgeschichte voller Hoffnungslosigkeit und Suizidgedanken, die zwar manchmal etwas zu bemüht düster sein will, dennoch machen die bitter-bösen Beobachtungen Spaß und eine Geschichte über Beziehungen zu anderen ohne jeglichen romantischen Schmus ist auch mal ganz nett.

Sibylle Berg
Der Mann schläft
Hanser Verlag 2009
ISBN: 978-3-446-23388-1
Euro 20,50

Foto: Hanser Verlag

Fun Home

In den USA ist Comic-Zeichnerin Alison Bechdel ein Superstar, hierzulande gilt die Erfolgsautorin nach wie vor eher als Szeneliebling der schwul-lesbischen Community. Kein Wunder, steht Bechdel doch wie keine andere für die humorvolle In-Bild-Setzung homosexuellen Lebens im weißen Mittelstand - mit all den Problemen, Irritationen und Freuden, die sich dadurch ergeben. Ihre periodischen Comics werden weltweit mittlerweile in über 50 Zeitschriften veröffentlicht.

2006 hat Bechdel mit ihrem autobiographischen Comic-Buch "Fun Home" in den USA die Bestsellerlisten besetzt, 2008 erfolgte dann die Übersetzung ins Deutsche. In "Fun Home" begibt sich die erwachsene Tochter auf die Reise zu ihrem Vater, Bestattungsunternehmer und Englisch-High-School-Lehrer in einer amerikanischen Kleinstadt. Die Beziehung zum Vater ist distanziert: er vergräbt sich in den Restaurationsarbeiten seiner heruntergekommenen Gothik-Villa und in die amerikanische Literatur, doch kurz vor seinem Tod kommt ans Licht, was er seiner Familie jahrzehntelang verschwiegen hat: Er ist, wie die Tochter, homosexuell.

Mit zahlreichen literarischen Anspielungen und philosophischer Kenntnis führt Bechdel die LeserInnen durch ihre wechselvolle Adoleszenz. Das liest sich ziemlich witzig und melancholisch zugleich und lädt - im Gegensatz zu vielen anderen Comics - zum immer wieder Lesen ein.

Alison Bechdel
Fun Home: Eine Familie von Gezeichneten
Übersetzung: Sabine Küchler, Denis Scheck
Kiepenheuer & Witsch 2008
ISBN: 13-978-3462039221
Euro 19,95

Foto: Kiepenheuer und Witsch