Von außen unterscheidet sich der Fiorino Elektro bis auf die Schriftzüge, die auf den nachhaltigen Antrieb hinweisen, nicht von seinen konventionellen Brüdern. Und genau das ist auch beabsichtigt: Fiat will mit der Elektro-Variante einfach eine weitere Alternative zu den bereits verfügbaren Benzin-, Diesel- und Erdgasversionen anbieten, die ihre Berechtigung nicht nur im Hinweis auf die nachhaltige Modellpolitik des Herstellers hat, sondern ganz konkret dort eingesetzt werden kann, wo andere nicht mehr fahren dürfen - in den durch Umweltfahrverbote gesperrten Stadtzentren.

Foto: saubereAutos.at

Und genauso, wie man sich keine großen Unterschiede zwischen einem Benzin- und einem Dieselfahrzeug erwartet, soll auch der elektrische Fiorino möglichst wenig von seinen Geschwistern abweichen. Deshalb konzentriert sich Fiat auf seine Stärken und bietet die optimale Basis für den Elektroantrieb, dessen Zulieferung man an die seit über zwei Jahrzehnten auf diesem Gebiet aktiven Spezialisten von Micro-Vett ausgelagert hat

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Diese Ähnlichkeit soll sich im Fahrbetrieb fortsetzen. Je unauffälliger sich die emissionsfreie Antriebsart im Alltag verhält, desto besser. Denn je weniger der Kunde seine Fahrgewohnheiten anpassen muss und je geringer die Einschränkungen in der Praxis ausfallen, desto höher sind die Erfolgschancen für dieses Modell.

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Auch im Innenraum ist alles so, wie man es gewohnt ist. Sogar für die Information über den Ladezustand der Batterie hat man auf die ganz normale Tankanzeige zurückgegriffen. Der darunter liegende Bordcomputer gibt anstelle des Treibstoff-Momentanverbrauchs nun an, wie viel elektrische Energie gerade entnommen oder zugeführt wird. Die Verzögerungsenergie des Fahrzeugs wird in elektrischen Strom umgewandelt und in der Batterie zwischengespeichert.

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Das Platzangebot bleibt unverändert, die leistungsstarken Lithium-Polymer-Batterien sind außerhalb des Passagierraums und des Ladeabteils untergebracht. Bis zu 400 Kilogramm kann man mit dem Fiorino transportieren und das erfolgt auf so unspektakuläre Weise, dass man den Elektro-Lieferwagen bereits nach wenigen Minuten entspannt durch den Verkehr lotst.

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Das Lenkrad liegt genauso gut in der Hand wie der Schalthebel. Der Fiorino ist mit einem manuellen Getriebe ausgestattet, und das ist im Segment der Elektrofahrzeuge sehr ungewöhnlich. Alle bisher von uns gefahrenen Vertreter dieser Spezies verfügten nämlich über eine stufenlose Automatik, beim Fiat kann man aus einem Angebot von fünf Vorwärtsgängen wählen.

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Wobei auch die Bedienung des Getriebes ungewöhnlich, aber durchaus praxisgerecht ist: Das Kupplungspedal benötigt man ausschließlich für den Gangwechsel, nicht für das Anfahren. Und die Übersetzung ist so günstig gewählt, dass man im Stadtverkehr praktisch alle Fahrten im dritten Gang bewältigen kann, der in diesem Fall wie eine stufenlose Automatik arbeitet.

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Zu beachten ist, dass beim Anfahren die Betätigung des Gaspedals zeitverzögert in eine Vorwärtsbewegung umgesetzt wird, woran man sich allerdings schnell gewöhnt. Etwas schwieriger wird es beim Rückwärtsfahren: Nach derselben Gedankenpause schießt der Fiorino etwas zu engagiert nach hinten.

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In seinem natürlichen Lebensraum, dem Stadtverkehr, war der Fiorino Elektro in allen Belangen des Vorwärtsfahrens so einfach und souverän zu bewegen, dass wir uns mit rasch gewachsenem Vertrauen ins Fahrzeug und steigendem Mut auf die Autobahn wagten. Erst im fünften Gang und bei einer Geschwindigkeit von 110 km/h ist Schluss, bis dahin beschleunigt der elektrische Lieferwagen nicht anders als eine konventionell motorisierte Version - und macht damit klar, dass auch gelegentliche Ausflüge auf die Stadtautobahn Teil seines Repertoires sind.

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In Sachen Reichweite müssen wir uns auf die Angaben des Herstellers verlassen, für eigene Erfahrungen war unsere Testfahrt zu kurz: Drei Versionen werden zur Wahl stehen, wobei es sich bei unserem Fahrzeug um jene handelt, die mit einer Batterieladung rund 110 Kilometer weit kommen soll. Beim Basisfahrzeug muss man sich mit 70 Kilometern (und einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h) begnügen, das Topmodell (110 km/h Spitze) kommt circa 130 Kilometer weit. Das Aufladen der Batterien an einer Haushaltssteckdose dauert laut Hersteller rund acht Stunden.

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Der Fiat Fiorino ist das serienreifste Elektrofahrzeug, das saubereAutos.at bisher fahren durfte, und das hebt ihn von allen anderen Vertretern dieses Segments, die wir bisher kennen lernen durften, ab.

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Das Fahrzeug ist nach den Sicherheits- und Qualitätsnormen der Europäischen Union homologiert, man erhält auf sämtliche Bauteile, die nicht den Antrieb betreffen, die Fiat-Werksgarantie. Für das Antriebssystem übernimmt die italienische Spezialfirma Micro-Vett die Gewährleistung.

Kaufen kann man den Elektro-Fiat (noch) nicht. 100 Exemplare des Fiorino Elektro und der Pkw-Version Qubo will die Denzel AG im kommenden Jahr auf Österreichs Straßen bringen, allerdings nur für ausgewählte Flottenkunden. Privatpersonen würden bei Verkaufspreisen, die bei rund 43.000,- Euro beginnen, wahrscheinlich auch zurückschrecken. (saubereAutos.at)

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