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Lustiger Hut und Nasenbärstimme: Pet Shop Boy Neil Tennant verausgabt sich im Gasometer nur beim Kostümwechsel

Foto: APA /Oczeret

Wien - Vor und nach dem Lied Jealousy kamen die Bühnenarbeiter ins Schwitzen. Die Männer in weißen Arbeitsmänteln und Helmen, die ein wenig an die Doozers aus der 1980er-TV-Serie Fraggles erinnerten, türmten weiße Kuben auf, die anschließend von zwei Tänzern in der Hitze eines dargestellten Beziehungsdramas kunstvoll über die Bühne geschleudert wurden. In sicherem Abstand dazu stand mit Wohlstandbäuchlein und lustigem Hut Neil Tennant, der Sänger der Pet Shop Boys, und näselte sich durch den Song, wie es sonst nur Willie Nelson kann.

Mit dem ebenfalls im Duktus des Nasenbären singenden Country-Hippie teilen sich die britischen Synthie-Popper, die am Mittwoch im Wiener Gasometer gastierten, einen Hit: Always On My Mind, den Tennant zu der von Chris Lowe aus dem Synthie abgerufenen Musik zum Besten gab: Begeisterung im und Amore aus dem Publikum! Doch abseits dieser Ausreißer, dieser amtlichen Weltnummern, von denen die Mitte der 1980er-Jahre gegründete Formation einiges zu bieten hat, wurde die Show eher zurückhaltend empfangen.

Das liegt in der Natur der Besetzung. Der 55-jährige Tennant singt und wechselt die Garderobe, der 50-jährige Lowe drückt Knöpfe. Sprich: Auf der Bühne tut sich eher wenig, weshalb eben ein paar Tänzerinnen und Tänzer beschäftigt werden, die dann für Action sorgen und jene flachen Bäuche und festen Waden zeigen, von denen ihre Brötchengeber nur noch träumen.

In hübschen, der kubistischen Grundausstattung der Bühnendekoration entsprechenden Kostümen, die wie aus der Werkstatt des Künstlers Erwin Wurm entwendet wirken, wurde also getanzt, gestemmt, geworfen, Bodenturnen und rhythmische Sportgymnastik geboten, während Tennant wieder einmal fallenden Würfeln auswich und zur Flucht ins Gelobte Land aufrief: Go West.

Dort angekommen, gab es den New York City Boy, bevor Tennant, angetan mit Königskrone und royalem Umhang, wiederkehrte, um als kosmopolitischer Armin Assinger Domino Dancing zu intonieren. Aktuelle Stücke wie Pandemonium vom mäßig tollen neuen Album Yes fügten sich in eine Setlist ein, die sich aus dem Gesamtwerk der sympathischen Buben zusammensetzte. Über 100 Millionen Alben haben die beiden mit ihrer stilsicheren Mischung aus Pop, House und avanciertem Dancefloor verkauft, mittlerweile pflegen sie sich als weltweit etablierte Institution. Siehe auch: Kraftwerk. Das ist okay, war wegen der gezeigten Projektionen hübsch anzusehen, wurde aber bald auch ein wenig fad. Nicht so bei Kraftwerk.

Aber alten Helden sieht man das natürlich nach. Weitgehend. (Karl Fluch / DER STANDARD, Printausgabe, 4.12.2009)