Meina Schellander: Composite element 8.

Foto: Meina Schellander

Brüssel/Wien - "Das sind bindende Ziele", streicht Paul Hodson mehrmals hervor. Der Experte der EU-Generaldirektion "Energie und Transport" spielt mit dieser Betonung beim Klima- und Energiepaket der EU - flapsig gerne "2020-Ziele" genannt - auf die Parallelen zum Kioto-Protokoll an. Im Rahmen des Kioto-Vertrages (gilt 2008 bis 2012) müssen die Länder Treibhausgase einsparen - und verfehlen dieses Ziel gewaltig, wie im Falle Österreich hinreichend bekannt.

Damit dies nicht auch bei den 2020-Zielen passiert, werden auch Etappenziele künftig überprüft werden, kündigt Hodson an. Die erste Etappe steht im Sommer 2010 an, wenn die Mitglieder und so auch Österreich erklären müssen, wie sie die Einsparziele zu erreichen gedenken. Im Jahr 2020 sollen, so der Plan, 20 Prozent weniger Energie verbraucht werden und der Anteil erneuerbarer Energiequellen am Gesamtenergieverbrauch 20 Prozent betragen. Durch die dabei erreichte Reduktion beim Einsatz fossiler Energie sollen dann auch die Treibhausgase um mindestens 20 Prozent zurückgegangen sein.

Zur Erreichung dieser Ziele wurde eine EU-interne Lastenverteilung festgemacht. Diese ist im Falle von Österreich, das dann 34 Prozent regenerativer Energie am Gesamtenergiemix aufweisen muss, recht happig. Zum Vergleich: 2005 lag der Alternativenergieanteil in Österreich bei 23,3 Prozent - der Wasserkraft sei Dank. Deutschland beispielsweise hat mit 18 Prozent erneuerbarer Energien 2020 eine moderatere Vorgabe; Schweden mit 45 Prozent die ambitionierteste aller EU-Staaten.

Diese EU-interne Lastenteilung wurde aus einem Schlüssel kreiert, der sich aus dem BIP des jeweiligen Mitgliedes und dem Stand der Alternativenergiegewinnung 2005 errechnet, erklärt Hodson. In diese "Renewable Energy Action Plans", an denen alle EU-Staaten derzeit arbeiten, darf Atomkraft nicht eineingerechnet werden, erklärt Hodson. Dies ist damit anders als beim Kioto-Protokoll, wo die Zielerreichung für Staaten mit bestehenden Atomkraftanlagen einfacher ist, weil Nuklearenergie keine CO2-Emissionen hat. Auch Energiegewinnung aus Torf wurde für den Alternativplan nicht erlaubt. Dies ist vor allem für einige baltische Staaten relevant.

Mehr Biomasse

Hodson erwartet, dass in den Plänen der EU-Mitglieder die Biomasse eine führende Rolle einnehmen wird. Dies vor allem deshalb, weil die Beimischungen von Bio-ethanol und Biodiesel in gängigen Sprit auf Schiene ist. Dies bestätigt für Österreich auch Johann Marihart, als Agrana-Chef auch Chef des Bioethanolwerks in Pischelsdorf/Niederösterreich. Es sei möglich, von den derzeit fünf Prozent Beimischung relativ schnell auf zehn Prozent zu gehen, erklärt er. Im Alternativenergieplan der EU ist vorgesehen, dass dieser Zehn-Prozent-Wert zumindest bis 2020 erreicht wird.

Außerdem soll im Rahmen des Energiepakets die CO2-Sequestrierung gefördert werden. Darunter wird die Verhinderung des CO2-Ausstoßes verstanden, indem das Treibhausgas direkt bei der Produktion abgeschieden und unter-irdisch in erschöpften Gasfeldern oder ehemaligen Salzbergwerken gespeichert wird. Finanziert werden sollen diese umstrittenen Projekte - die bei Bau und Betrieb sehr energieaufwändig sind - über die künftig vorgesehene Auktionierung von Industrie-Verschmutzungszertifikaten. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD/Printausgabe, 5.12.2009)