Chicago - In den USA ist derzeit umstritten, wie gegen invasive, aus Asien stammende Fische vorzugehen sei. Befürchtet wird vielfach, dass die Karpfen einen Kanal hinaufschwimmen - der "Chicago Sanitary and Ship Canal" verbindet den Mississippi mit dem Lake Michigan - und sich anschließend in den Großen Seen ausbreiten könnten. 

Die Karpfen, die als Pflanzenfresser von Ostasien zunächst in Europa und schließlich auch in den USA eingeführt wurden, verdrängen lokale Fischpopulationen. Experten argumentieren damit, dass die eingeschleppten Fische Schäden in Millionenhöhe anrichten, wenn sie in den Großen Seen heimisch werden. Die Sportfischerei und der kommerzielle Fischfang in den Großen Seen bringt jährlich rund sieben Milliarden Dollar (rund 4,7 Milliarden Euro).

Hintergrund

Die Marmorkarpfen (Hypophthalmichthys nobilis) werden gerne in Zuchtanlagen gehalten, weil sie dort den übermäßigen Algenwuchs eindämmen. Die Fische, die bis zu 1,20 Meter lang und 45 Kilogramm schwer werden, können täglich bis zu 40 Prozent ihres Körpergewichts an Plankton vertilgen. Dadurch treten sie in Nahrungskonkurrenz mit heimischen Fischen. Bei Überschwemmungen in den 90er-Jahren waren die Fische aus Aquakulturen im Süden der USA entkommen und haben sich seither weiter Richtung Norden ausgebreitet.

"Es gibt bereits Abschnitte im Mississippi und in den Flüssen in Illinois, wo die Eindringlinge bereits die gesamte Biologie verändert haben", so Stacey Solano vom Illinois Department of Natural Resources. "Wir können es uns nicht leisten, nicht alles gegen die Ausbreitung der Fische in den Großen Seen zu unternehmen", erklärt die Expertin.

Maßnahmen

Normalerweise verhindert eine elektrische Unterwasserschranke die Fischwanderung in besagtem Kanal - diese war allerdings aus Reparaturgründen kurzzeitig inaktiv. Umweltschützer haben nun verlangt, die Verbindung zwischen den Seen und dem Mississippi komplett dichtzumachen. Das wäre allerdings ein schwerer Schlag für den Schiffsfrachtverkehr, denn der Mississippi und die Großen Seen sind durch 400 Kilometer Wasserwege verbunden.

Behörden planen weitere Starkstrom-Unterwasser-Barrieren, um eine Wanderung zu verhindern. Ihre jüngste Maßnahme jedenfalls war drastisch: Tausende Liter des Fischgifts Rotenon, das nur Fischen und nicht Menschen schaden soll, wurden in einem neun Kilometer langen Abschnitt des "Chicago Sanitary and Ship"-Kanals ausgebracht. Damit sollte jeder Marmorkarpfen getötet werden, der es an der elektrischen Barriere vorbeigeschafft haben könnte, während diese aufgrund von Reparaturarbeiten inaktiv gewesen war. Das Ergebnis: Tausende heimische Fische wurden getötet. Unter den getöteten Fischen fand sich bislang nur ein einziger Marmorkarpfen ... (pte/red)