Wien - Am Freitag war es so weit: Nach langer Vorbereitung wurde der Handel an der ersten Gasbörse Zentraleuropas aufgenommen. Die erste Preisbildung auf der Handelsplattform der Central European Gas Hub AG (CEGH), die ihren Sitz in Wien hat, fand um 9.26 Uhr statt. Kurzfristig lieferbares Gas (Spotmengen) wurde im Tagesverlauf mit 11,7 Euro je Megawattstunde (MWh) gehandelt.

Dennoch ging der Start nicht ganz so glatt über die Bühne wie geplant. Ursprünglich hätte auch Europas wichtigster Gaslieferant, die russische Gasprom, mit von der Partie sein sollen. Dafür fehlt aber noch immer die Zustimmung aus Brüssel. So hat die OMV aus der Not eine Tugend gemacht und für den Beginn die Alleinverantwortung übernommen.

So hält die OMV-Tochter Gas&Power derzeit 100 Prozent an der CEGH AG. Sie wird in den kommenden Wochen 20 Prozent an die Wiener Börse weiterreichen, in deren Räumlichkeiten die CEGH AG untergebracht ist. Zu den Spotnotierungen soll im Frühjahr auch ein Future-Handel kommen, sagte CEGH-Vorstandschef Harald Wüstrich. Auf Kundenwunsch habe man das Clearing der Strombörse Leipzig überlassen.

"Mehr an Versorgungssicherheit"

Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und OMV-Gaschef Werner Auli sprachen von einem "Mehr an Versorgungssicherheit", das mit der Gasbörse einhergehe. Kurzfristig verfügbare (im Gegensatz zu den über Langfristverträge gesicherten) Gasmengen würden so den Weg zum Verbraucher finden. In Österreich werden jährlich 22 Mrd. m3 Gas außerbörslich (over the counter) gehandelt, dreimal so viel wie im Inland verbraucht wird.

Bedenken, Gasprom könnte durch Dosierung der Lieferungen die Preise manipulieren, hat man nicht. "Das würde sofort auffallen", sagte der Chef der Wiener Börse, Heinrich Schaller. Wenn alle Bedenken ausgeräumt sind, könnte Gasprom im Sommer 2010 über ihre Deutschland-Tochter 30 Prozent der CEGH-Anteile von der OMV übernehmen und Centrex, eine im Gasprom-Dunstkreis stehende Firma, weitere 20 Prozent. (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13.12.2009)