"Damals war der Pluralismus im ORF gefährdet": Kössler über die Revolte der ORF-Redakteure 2006. Seine "Hoffnungen haben sich nicht verwirklicht".

Foto:ORF/Hans Leitner

"Möglichst unpathetisch" will Franz Kössler Mittwoch seinen 250.000 Zuschauern sagen: Das ist sein letztes Weltjournal. Er geht mit 58 per Golden Handshake.

Ein Jahr wollte er beim ORF bleiben, 30 wurden es. Korrespondent, in den 1990ern TV-Chefredakteur unter Gerhard Zeiler, Chefkommentator, Chef des Weltjournal.

2006 organisierte Kössler den "Aufstand" gegen die bürgerliche ORF-Führung mit: "Damals war der Pluralismus im ORF gefährdet." Die Revolte bereitete die Stimmung auf für Alexander Wrabetz' Generalswahl. Kössler: "Ich habe mir viel mehr erwartet, viel mehr wäre möglich gewesen." Druck der Politik, der Finanzen, der Konkurrenz wäre zu überwinden gewesen. Vielleicht meint er, dass Wrabetz sein Management nach Politwünschen besetzte. Dass er nun Regierungsgeld gegen Personalwünsche der ÖVP tauscht.

Jetzt studiert der 58-Jährige Biologie. Genug des Abstrakten, sagt der Doktor der Philosophie und Journalist. Die wissen auch stets zu wenig, wovon sie berichten. Zum Konkreten. Wobei: Die ersten Kapitel Mikrobiologie lassen sich auch nicht leicht fassen.

Weltjournal als "Gegenprogramm"

Ums Fernsehen sorgt er sich. Schon die Philosophen in Frankfurt sagten: ein autoritäres Medium, ein verflachendes. Als dominanter Informationskanal abgelöst vom Internet, werde es "immer mehr Unterhaltungsmedium".

Das Weltjournal versteht er als "Gegenprogramm". Doch Außenpolitik finde immer weniger Interesse, nicht nur in Österreich. "Vielleicht, weil nach dem Kalten Krieg nicht mehr so klar ist, wer die Guten und wer die Bösen sind."

Claudia Neuhauser aus dem Büro des scheidenden Magazinchefs Johannes Fischer soll das Weltjournal leiten. Kössler hofft, dass die Redaktion, im Gegensatz zu Eco, nicht im ZiB-Team aufgeht. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 12./13.12.2009)