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So richtig gefährlich sieht er ja selbst beim Fressen nicht aus ... was allerdings eine Fehleinschätzung ist, wie schon der eine oder andere Lebensmüde feststellen musste, der in einem Zoo ins Panda-Gehege kletterte.

Foto: AP Photo/Xinhua, Wu Ching-teng

Wien - Trotz ihres Namens variieren innerhalb der Raubtierordnung (Carnivora) die Speisepläne beträchtlich: So sind Bären im Vergleich zu den Katzenartigen ausgesprochene Generalisten mit einem großen pflanzlichen Anteil an ihrer Gesamternährung. Am weitesten hat dies der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) getrieben, der sich in erster Linie von Bambus ernährt. Diese wenig ergiebige Kost muss er in großen Mengen zu sich nehmen und ergänzt sie mit einer Reihe anderer Pflanzen sowie gelegentlich erbeuteten Kleintieren. Sein Raubtier-Erbe kann aber auch der Panda nicht verleugnen, wie eine aktuelle Studie zeigt, die im Wissenschaftsjournal "Nature" online veröffentlicht wurde.

Mit einer neuen Methode haben Wissenschafter - darunter Carolin Kosiol von der Veterinärmedizinischen Universität Wien - das Erbgut des Großen Panda entschlüsselt. Mit dieser Technologie konnten viel rascher und günstiger als bisher kleine Stücke aus dem Erbgut sequenziert und dann wie ein Puzzle zum gesamten Genom zusammengesetzt werden, erklärt Kosiol.

Geschmack und Verdauung

Angesichts der stark auf die Hauptnahrungsquelle Bambus eingestellten Diät der Tiere hat sich die Forschergruppe unter Leitung von Jun Wang vom Beijing Genomics Institute im chinesischen Shenzen besonders auch auf die für die Verdauung verantwortlichen Gene konzentriert. Sie fanden dabei alle genetischen Voraussetzungen für ein Verdauungssystem eines Raubtieres. Aus diesem Grund nehmen die Wissenschafter an, dass die einseitige Bambus-Diät der Pandas weniger auf seine genetische Veranlagung zurückzuführen ist als auf seine Darmflora.

Den Analysen zufolge ging dem Panda aus genetischen Gründen die Funktion eines Geschmacksrezeptors für "umami" verloren, jene fünfte Geschmacksrichtung neben süß, sauer, salzig und bitter, die besonders proteinreiche Nahrung wie Fleisch signalisiert. Dies könnte mit eine Erklärung für die vorwiegende pflanzliche Nahrung des Panda sein.

Weitere Ergebnisse

Kosiol hat das Panda-Genom mit anderen Arten verglichen, speziell auf der Suche nach Abschnitten, die positiver Selektion unterworfen sind, sich also beispielsweise durch Umweltveränderungen schnell verändert haben. Dabei ist Kosiol u.a. auf Gene für Immunsystem, Wahrnehmung und Stoffwechsel gestoßen. Auffallend waren für die Wissenschafterin Gene, die sowohl für das Immunsystem als auch für das Bewegungsverhalten verantwortlich waren, "eine Kombination, die ich bisher noch nicht gesehen habe", wie Kosiol betonte. Genetische Zusammenhänge ließen sich auch zwischen Stoffwechsel und dem Bewegungsverhalten feststellen. Bei der Interpretation dieser Befunde ist die Populationsgenetikerin allerdings noch vorsichtig, dazu müsste man sowohl die Funktion der Gene besser kennen als auch mehr Vergleiche mit anderen Raubtieren haben.

Eine positive Nachricht ergabe die Studie darüberhinaus: Der Große Panda gilt als stark gefährdet, es soll nur noch 2.500 bis 3.000 Exemplare in einem kleinen Verbreitungsgebiet in Westchina geben. Dennoch konnten die Forscher eine hohe genetische Variabilität feststellen - eine Voraussetzung für das Überleben der Art, auch wenn es nur mehr wenige Exemplare gibt. (APA/red)