Beim Musik-Jahresrückblick im RONDO bescheiden wir uns jedes Mal auf die Essenz des Jahres, ein paar Rubriken rund zehn Alben oder so - und Schluss! Da bleiben natürlich jede Menge Werke auf der Strecke, die man schon aus missionarischen Gründen gerne erwähnt hätte - auch wenn es kein wahnsinnig aufregendes Jahr war, das 09er.
Blog sei dank lässt sich dieses Korsett umgehen. Aufgelistet sind hier jene Alben, Reissues und Konzerte, die mir heuer am meistens gefallen haben. Die Nummerierung wird irgendwo so um Nummer 15 ein bisserl wurscht, ich hab sie eher aus formalen Gründen denn als tatsächliche Wertung durchgezogen.
Stimmt zu! Schimpft! Applaudiert! Reibt Euch! Diskutiert - und stellt Eure Listen ins Forum!
Here I go:
1: Higamos Hogamos – same
(Wire, Can, Eno, NEU!, Harmonia
... im Wiederbelebungs-Pop-Experiment, 100 Prozent gelungen!)
2: Kreisky – Meine Schuld, meine Schuld, meine große
Schuld
(Heimat bist du großer Söhne!)
3: M. Ward – Hold Time
(Heuer das schönste Songwriter-Album)
4: Element of Crime - Immer da wo du bist bin ich nie
(AEG, Aus Erfahrung Gut)
5: Alaska in Winter – Holidays
(Im
November 2008 erschienen, hier erst 2009 zu kriegen – Beirut trifft Daft Punk
am elektronischen Lagerfeuer – herrlich
zusammengedacht!)
6: Wild Beasts - Two Dancers
(sophisticated
(Dance-)Pop, ein bisserl gespreizt und unterkühlt)
7: dZihan & Kamien – Music Matters
(wahrscheinlich
haben alle wieder nur Tosca gekauft, dabei spielt hier die Musik!)
8: Warp20 Boxset
(Umfangreicher
Bildband mit allen Veröffentlichungen, exklusive 10“s, viele CDS, ein paar
spinnerte Gimmicks, 20 Jahre eines der besten Labels der Welt)
9: Bill Callahan – Sometimes I wish we were an Eagle
(Das zweitschönste Songwriter-Album)
10: Soulsavers – Broken
(Mark Lanegan an der Stimme,
nuff said!)
11: Lay Low – Farewell Good Night’s Sleep
(verhallter
David-Lynch-Country aus Island)
12: SunnO))) & Pan Sonic & Joe
Preston – Che
(Die bislang überzeugendste 10“ aus der Suicide-Tribute-Reihe mit
Joe Preston, der „Che“ in seinen Bart nuschelt)
13: Jochen Distelmeyer – Heavy
(Viel Feind, viel Ehr!)
14: Pink Mountaintops – Outside Love
(Die geilen Söhne
von Phil Spector treiben es in den Büschen: Bum Tschak!)
15: SunnO))) – Monoliths & Dimensions
(Wie bei The
Fall: Always the same, always different)
16: Fuck Buttons – Tarot Sport
(euphorisch-elektronischer Breitwandsound)
17: Harmonic 313 – When Machines exceed Human
Intelligence
(Schon wegen des ersten Tracks, in dem Kraftwerk in Detroit gegen
einen Autobahnbrückenpfeiler donnern)
18: The xx – same
(betrübter Minimalismus in
mattschwarzer Pracht von häßlichen jungen Briten)
19: Dan Auerbach – Keep it Hid
(Solo des Black
Keys-Mannes, Bluesrock aus dem Geisterhaus)
20: Der Nino aus Wien – Down in
Albern
(Könnte auch der Nino von Ween heißen: „Du Oasch“ ist sein „Buenos
Tardes Amigo“)
21: Eels – Hombre Lobo
(Qualität, die besteht)
22: Dorian
Concept - When Planets Explode
(Techno-Funk aus Wien auf Welteroberungskurs)
23: Sonic Youth
– The Eternal
(Endlich wieder einmal!)
24: Chuck Prophet – ¡Let Freedom Ring!
(wilder Evergreen in Hochform)
25: Dan Deacon – Bromst
(Zappelphillip und Schöngeist)
26: Clara Luzia – The Ground Below
(Haltbarer
Indie-Pop, eines der sympathischten Konzerte des Jahres)
27: Naomi Shelton & The Gospel
Queens – What have you done, my brother?
(Deep Soul 09 gibt es nicht? Doch.)
28: R.E.M. – Live in Dublin
(Wer hätte gedacht,
dass R.E.M. noch einmal so anschieben?)
29: Smokey Robinson – Time flies when you’re having
Fun
(Stylist, Seelenmassierer)
30: Lou Barlow – Goodnight Unknown
(Qualitätsware und
in dem Fall besser als die Stammband Dinosaur Jr, die schönere Brille als J
trägt er auch)
31: Bettina Köster – Queen Of Noise
(Lob- und
Hasslieder in der Kunst der Repetition, die Hildegard Knef des Punk)
32: Flipper – Love
(Liebe?
Hass!!!)
33: Gordon Gano & The Ryans – Under the Sun
(Der
Violent-Femmes-Sänger mit neuen besten Freunden in bester, alter Laune)
34: St. Vincent – Actor
(Schöne Frau, schräger
elektronischer Pop, die Gitarre macht Krrrrch!)
35: Yacht – See Mystery Lights
(Standing in for LCD SS, a job well done)
36: Das
Trojanische Pferd – same
(geiler Lärmrock aus Wien)
37: Scott Matthew – There’s an
Ocean ...
(Gottvolles Balladenalbum)
38: Grizzly Bear – Veckatimest
(Kapriziöser Kunst-Pop)
39: Panama! 2
(großartiger Sampler
mit Volksmusik aus Panama)
40: Rambin’ Jack Elliott – A
Stranger Here
(das Tom-Waits-Album des Jahres)
41: Elbow & the BBC Concert
Orchestra – The Seldom Seen Kid
(eines der besten Alben aus 2008 im Orchester-Gewand)
42: Mica P. Hinson – All dressed up
and smelling of Strangers
(Cover-Alben mit Roy Orbison-Material sind nie
schlecht)
REISSUES:
Midnight Choir – Amsterdam Stranded
(unschlagbare
Balladenkaiser aus Norwegen)
The Jesus Lizard – Pure/Down/Liar/Goat
(vier
Meisterwerke des Blues-Punk in neuer Pracht)
Flipper – Generic Flipper
(Negativismus vor die Füße
geschlatzt)
Jim Ford – Big Mouth USA und The Unissued Capitol
Album
(Blueeyed Soul und Funk eines lange Vergessenen)
Nick Cave – Eternity/Firstborn/Funeral/Kicking ...
(Muss
man das erklären? Man muss nicht)
Feelies – Crazy Rhythms und The Good Earth
(Zappeliger
wie verschreckter Schrammel-Gitarren-Pop, der langsam seine Ruhe findet)
Big Star – Keep an Eye on the Sky
(Vier CDs, Memphis
im Kalten Krieg, Alex Chilton beim Erwachsenwerden: verkatert, abhängig,
verwirrt. Alles, was Meisterwerke ausmacht)
Nirvana – Bleach
(Muss ja, muss ja)
KONZERTE:
Spiritualized – Donaufestival
(Gospelchor und
Stroboskob-Gewitter im Nebel, dazu Feedback-Gedröns, dass die Ohrwascheln
klingelten. Danke! Danke! Danke!)
The Jesus Lizard – Primavera Festival
(Präzise,
wuchtig, wahnsinnig und funny!!!)
Spectrum – Primavera Festival
(ewige Songs mit drei
Noten und Feedbacks aus der Velvet-Underground-Giftküche)
Clara Luzia – Wuk
(stimmungsmäßig wie musikalisch ein
Ausnahmekonzert)
DŸSE – Rhiz
(Gitarre + Drums = Explosion, die beste
full-contact-show heuer)
Lanegan/Dulli – Wuk
(Klassikaner wie unseraner!)
Mudhoney – Arena
(herrlich fieser Nostalgieabend -
ohne zu viel dieses Süßstoffs des Alters)
Leonard Cohen – Wiesen
(bis auf die Zimmerlautstärke
eine Weihestunde)
Marc Almond – Frequency
(spielte vor vielleicht 300
Leuten als ging es um sein Leben)
Grace Jones – Frequency
(Zehn Minuten Hoola Hop!)
Kitty, Daisy & Lewis – Primavera Festival
(Die
ältesten Teenager der Welt im 40er-Jahre-Fummel gründen Chess und Sun Records
neu)
DAF – Szene Wien
(die Beats kommen
heute zwar aus dem Apple statt aus dem Korg, ansonsten: 1a!)
GONE BUT NOT FORGOTTEN:
Lux Interior, 4. 2. 2009
(Unsterblich
wegen Zeilen wie "Whats inside a girl, ain’t no hotter question in the
so called civilized world")
Willy DeVille, 6. 8. 2009
(New Orleans, Deep Soul
und Tequila)
James Luther "Jim" Dickinson, 15. 8. 2009
(Dylan, Cooder, Jon Spencer, deVille, Alex Chilton, Sun Studios … a man bigger than
life!)
Rowland S. Howard 30. 12. 2009
(Boys Next Door, The Birthday Party, Tschik im Mundwinkel, Killergitarre ...)
(Karl Fluch, derStandard.at, 15. 12. 2009
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