Anfangs umstritten, jetzt kaum noch Stoff für Diskussionen: das Punkhaus "Pankahyttn" in der Johnstraße unweit Schönbrunn

"Also das passt mir jetzt echt gar nicht! Mach deine eigene Pressekonferenz, assel dich nicht in unsere rein! " Für einen kurzen Moment wird es etwas ungemütlich im Foyer der "Pankahyttn". Bewohnerin Ilse ist grantig, weil der städtisch beauftragte "Hausprojektleiter" Heimo Rampetsreiter eine Journalistenfrage beantwortet hat. "Den könnt ihr nachher befragen, jetzt reden wir", stellt Ilse fest. Der Mann schweigt, und flugs kehrt wieder Ordnung ein ins Punker-Haus.

"Ein ständiges Kommen und Gehen"

Zwei Jahre alt ist das Wohnprojekt in der Johnstraße 45 - für die Punks Anlass für eine Bilanzpressekonferenz. Mit starker Verzögerung seien unlängst Verträge unterschrieben worden, die den Punks gegen Bezahlung der Betriebskosten ein Nutzungsrecht gewähren. Jeden Monat sind das bis zu 160 Euro pro Zimmer, 18 Zimmer gibt es, die von 19 Menschen ständig und im Schnitt von zehn weiteren Menschen jeweils befristet bewohnt werden. "Es ist ein ständiges Kommen und Gehen", erklärt Bewohner Georg ohne jeden negativen Unterton. 

Im Jänner beginnen die letzten Sanierungsarbeiten - eine rund 200 Quadratmeter große Halle werde instandgesetzt. Dort soll im April eine große "Punk-Ausstellung" ihre Tore öffnen - "damit die Leute begreifen, was Punksein bedeutet", erklärt Georg. Auch Konzerte soll es geben, aber "keine Veranstaltungen", wie Ilse betont: denn letztere hatte die Stadt den BewohnerInnen ausdrücklich untersagt - aus Rücksicht auf die AnrainerInnen.

"Schlafen, Spielen und Beine-Bewegen"

Angst vor Beschwerden im Bezirk war es auch, die den Hausbesitzer, den Fonds Soziales Wien, dazu bewogen, SozialarbeiterInnen ins Haus zu schicken. Dass diese 24 Stunden am Tag vor Ort sind, ist den Punks seit jeher ein Dorn im Auge. "Es ist völlig unverständlich, dass die Stadt so viel Geld für uns ausgibt", kritisiert Ilse. "Die Betreuer schlafen, spielen Computer und bewegen ihre Beine ein bisschen, wenn der Putzdienst mal darunter wischt", sagt die Bewohnerin. Die Punks fordern einen Journaldienst von "zwei bis vier Stunden die Woche" - und würden den Rest des Stundenbudgets auf eine Streetworker-Einrichtung in der Windmühlgasse im sechsten Bezirk umschichten. Derlei Einsparungskonzepte stießen bei der Stadt Wien bislang auf taube Ohren: Es gehe schließlich nicht um ein Punk-Wohnhaus, sondern um eine "betreute Einrichtung für obdachlose Jugendliche", so die Erklärung.

Genau das wollen die Punks nicht hinnehmen: "Wir sehen uns nicht außerhalb der Gesellschaft, wir wollen sie verändern", sagt Georg. Dass sie keinen Mietzins, sondern nur die Betriebskosten bezahlen, sehen die Punks "nicht als unser Privileg, sondern als Vorzeigemodell für alle." Da auch Punks pragmatisch denken, fordern sie als ersten Schritt "ein mietfreies Modell auch in Gemeindebauten".

Gerne auch Schulführungen

Bis es soweit ist, wollen die Punks für ihr Lebensmodell Werbung machen. Zur Punk-Ausstellung seien "alle Anrainer eingeladen, wir machen auch gerne Führungen für Schulklassen", betont Georg. Die Kinder würden dann erkennen, dass "die Punks vieles erkämpft haben", zum Beispiel: "Wenn ich mit meinem Aussehen vor dreißig Jahren auf die Straße gegangen wäre, hätt ich eine auf die Goschn gekriegt. Heute ist das ganz normal." (mas, derStandard.at, 15.12.2009)