Hamburg - Der Ölpreis ist mit einem soliden Anstieg in die erste Handelswoche des neuen Jahres gegangen. Der Preis stieg im Computerhandel um 1,55 US-Dollar auf 80,91 Dollar (56,23 Euro) pro Barrel (159 Liter). Der Anstieg wird mit neuen Hoffnungen auf Erholung der US-Konjunktur begründet. Außerdem treibt der Winter auf der Nordhalbkugel die Ölnachfrage.

Mit der Annäherung an 81 Dollar ist Öl fast doppelt so teuer wie vor genau einem Jahr, aber liegt noch deutlich unter dem Rekordhoch vom Juli 2008 mit mehr als 147 Dollar. Öl ist gerade in den letzten Wochen deutlich teurer geworden, im Dezember wurden zeitweise nur 69 Dollar bezahlt. Ein Ölpreisschock im laufenden Jahr mit einem schnellen Anstieg scheint aber unwahrscheinlich. Ölexperten sehen die Märkte gut versorgt, die Produktionspotenziale außerhalb der OPEC würden wachsen.

Öl nach Weißrussland

Unterdessen fließt offenbar weiter Öl von Russland nach Weißrussland trotz eines Preis-Streits. Eine Sprecherin der staatlichen Ölgesellschaft von Weißrussland sagte, die Raffinerien würden ausreichend beliefert. Vorher hatte es Streit über die Preise für russisches Öl gegeben. Im Kern geht es darum, dass Russland höhere Preise für Öl haben will, dass Weißrussland verarbeitet und dann weiterexportiert. Preisstreitigkeiten mit Nachbarländern über Öl und Gas hatten in der Vergangenheit auch Westeuropa berührt, weil die Leitungen aus Russland durch diese Länder führen.

Deutschland wird bei der Rohölversorgung immer abhängiger von Russland. Bis Ende Oktober führte Deutschland im vergangenen Jahr insgesamt knapp 83 Millionen Tonnen Öl ein, wovon 29 Millionen aus Russland stammten. Wie der Mineralölwirtschaftsverband am Montag mitteilte, sanken die Importe auch wegen der Wirtschaftskrise um etwa 7 Prozent. Die Lieferungen aus Russland aber legten um 3 Prozent zu.

Eingebrochen sind dagegen die Lieferungen aus den beiden anderen traditionellen Versorgergruppen, den Nordseeländern und der OPEC. Aus der Nordsee kam etwa 23 Millionen Tonnen (minus 19 Prozent), von der OPEC kamen 15,5 Millionen Tonnen, fast 11 Prozent weniger. Vor allem die Fördergebiete in der Nordsee geben immer weniger Öl her, weil die Lager unter dem Meeresboden zu Ende gehen.

Russland setzt seit Jahren auf einen massiven Ausbau der Öl- und Gasförderung. Im Jahr 1995 lag die gesamte russische Förderung bei 310 Millionen Tonnen, 2008 waren es 487 Millionen Tonnen. Damit hat Russland den weltgrößten Förderer Saudi-Arabien mit 514 Millionen Tonnen im Jahr 2008 fest im Visier. Auch beim Gas dreht Russland den Hahn auf: 1990 lag die Förderung bei 640 Milliarden Kubikmetern, 2008 waren es 654 Milliarden. (APA/APD)