Los Angeles/Wien - Damit "Leo, the Lion" , der brüllende Löwe von MGM, nicht bald verstummt, muss das insolvente US-Filmstudio so schnell wie möglich einen neuen Partner finden. Auf fast vier Milliarden Dollar werden die Verbindlichkeiten des traditionsreichen Hauses geschätzt. Zuletzt haben sich Rupert Murdochs News Corp., zu der auch 20th Century Fox gehört, und der US-Kabelanbieter Liberty Global einen Kampf um den Kauf des Unternehmens geliefert. Zwei Milliarden Dollar möchte man herausschlagen, die Frist für die Gläubiger läuft Ende Jänner ab.

Im Jahr 2009 hat Metro-Goldwyn-Mayer nur vier Produktionen herausgebracht, keine davon entwickelte sich zum Hit. Vor allem von der Neuauflage von Fame hat sich das in der Zeit des klassischen Hollywoodkinos für seine Filmmusicals (Singin' in the Rain) berühmte Studio Gewinne erhofft, doch die 25-Mio.-Produktion konnte national nicht einmal ihre Herstellungskosten einspielen.

Das um das Wappentier angebrachte, sympathisch altmodisches Credo "Ars Gratia Artis" (Kunst um der Kunst willen) hat man längst gegen moderne Maximen eingetauscht. Doch ohne die Vergangenheit wäre das Studio noch viel weniger wert. Mit einem Archivbestand von 4000 Filmen und noch mehr TV-Shows, zu denen Klassiker wie The Wizard of Oz, Ben Hur, Doktor Schiwago, Vom Winde verweht, Rocky und natürlich das James-Bond-Franchise gehören, erwirtschaftet das Unternehmen vor allem auf dem DVD-Markt Gewinne. Dieser verzeichnet 2009 allerdings massive Rückgänge, während Video-on-Demand noch nicht richtig durchstartet. Hinzu kommt das Problem von im Internet kursierenden Raubkopien.

MGM ist eines der letzten Hollywoodstudios, das noch in keinen größeren Konzern eingebunden ist. Nichtsdestotrotz wurde es zum Spekulationsobjekt und wechselte mehrmals die Besitzer. Die Folge war ein unsteter inhaltlicher Kurs, allzu oft verließ man sich auf die Weiterführung gut eingeführter Marken wie etwa The Pink Panther, die dann hinter den Erwartungen zurückblieben.

Die Krise trifft MGM vermutlich auch deshalb härter als die Konkurrenz, weil sich die Verluste innerhalb des Unternehmens weniger leicht auffangen lassen. In der Aufstellung für 2010 finden sich mit Komödien wie The Zookeeper oder Hot Time Tub Machine keine potenziellen Blockbuster. Die nächste Großproduktion wartet mit Guillermo del Toros Tolkien-Doppelschlag The Hobbit, der kommenden Frühling auf Neuseeland gedreht wird. Im Kino soll er erst 2011 starten - das ist für die Rettung von MGM zu spät, als Brautschmuck aber von Vorteil. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD/Printausgabe, 29.12.2009)