Himmelsrichtungen sind mit Klischees behaftet, West-Ost und Nord-Süd fungieren oft als verkürzende Gegensatzpaare. In der Galerie Maerz begibt man sich nun in der gleichnamigen Schau Richtung Norden, der seinerseits gerne zwischen feindseliger Natur und Rückzugs-Romantik verortet wird. Für Brechungen dieser Gemeinplätze sorgen finnische, deutsche und österreichische Künstler.

Jussi Kivi kontrastiert die romantisch-düstere Ästhetik seiner Fotografien mit Landschaften, die aufgrund zivilisatorischer Einschlüsse (Müllhalden) nicht zur Unberührtheit taugen. Tea Mäkipää dreht mit ihrem Halbschimpansen-Sohn Link das evolutionäre Rad zurück. Fotoporträts zeigen ihn in unberührter Natur, im zugehörigen Kurzfilm prallen zivilisatorische Elemente und atavistische Verhaltensmuster aufeinander.

Den Gegensatz von "synthetisch" und "organisch" bespielt Kaisu Koivisto u.a. mit ihrem Model Airplane, dessen eine Tragfläche ein Elchgeweih ist. Zwanzig Träume, in denen die finnische Präsidentin vorkommt, haben Oliver Kochta und Tellervo Kalleinen in Kurzvideos gefasst, die en passant auch finnische Alltagswelten zeigen. Albtraumhaft mutet Stephan Hubers Fotoarbeit Shining an: Inmitten einer Eiswüste, die als Konstrukt aus Styropor und Gips entlarvt wird, steht ein properes Einfamilienhaus.

Außerdem zu sehen: Mathias Kesslers Eisberg-Fotografien, die er einer Wärmetauscher-Installation gegenüberstellt, sowie Michael Höpfners Dias der bedrohten nomadischen Kultur am Chang-Tang-Plateau. (Wolfgang Schmutz, DER STANDARD/Printausgabe, 29.12.2009)

Bis 5. Februar