Wien - Auf Druck der EU muss Österreich das so genannte "internationale Schachtelprivileg" abschaffen. Hinter dem Wortungetüm verbirgt sich ein altes Steuerprivileg für Konzerne, die in Österreich ihren Sitz haben und etwa in Osteuropa Tochtergesellschaften besitzen.

Bisher konnten die Gewinne und Dividenden aus profitablen Osttöchtern steuerfrei vom Mutterkonzern in Österreich verbucht werden. Fielen in den ausländischen Tochtergesellschaften Verluste an, konnten diese praktischerweise mit Gewinnen, die in Österreich erwirtschaftet wurden, gegengerechnet werden. Die EU-Partner sahen dies als wettbewerbsverzerrendes Steuerschlupfloch an, Finanzminister Karl-Heinz Grasser musste sich beugen.

Am Donnerstag präsentierte er den erzielten Kompromiss: Künftig müssen sich die Konzerne beim Eingehen ihrer Beteiligung im Ausland entscheiden, ob sie die dort anfallenden Gewinne steuerfrei einstreifen oder lieber die Verluste gegenrechnen wollen. Die Beteiligungsgrenze, ab der dieses Modell zur Anwendung kommt, wurde von 25 Prozent auf zehn Prozent gesenkt. Grasser sagte, diese Optionsmöglichkeit sei "nach langen Verhandlungen" das Beste für den Wirtschaftsstandort gewesen, das herauszuholen gewesen wäre. Angaben über die Zahl der betroffenen Konzerne oder die budgetäre Auswirkung wurden nicht gemacht. Das Schachtelprivileg war traditionell ein starkes Argument, um internationale Konzerne nach Wien zu holen. (miba/DER STANDARD Print-Ausgabe, 4.4.2003)