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Beutelteufel sind durch eine Krebserkrankung gefährdet. Genetiker konnten nun helfen.

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Washington/Wien - 2010 könnte ein gutes Jahr für die Tasmanischen Teufel (oder Beutelteufel) werden. Die größten lebenden Vertreter der Raubbeutler, die ausschließlich auf der südöstlich von Australien gelegenen Insel Tasmanien leben, sind seit 1996 arm dran: Sie werden nämlich von einer grausamen Seuche namens Devil Facial Tumour Disease (DFTD) geplagt.

Die ansteckende Krebserkrankung, die bei den Fleischfressern zu unansehnlichen Wucherungen im Gesicht führt, hat in der Zwischenzeit die ohnehin knappen Bestände der etwa dackelgroßen Tiere um bis zu 60 Prozent reduziert. Aus diesem Grund wurden die Beutelteufel Ende Mai auch auf die Liste der gefährdeten Tierarten gesetzt. Wissenschafter gehen davon aus, dass die Krankheit innerhalb von 50 Jahren die ganze Art ausrotten könnte.

Nun gibt es erstmals Hoffnung: Einem internationalen Forschungsteam rund um die aus Tasmanien stammende Genetikerin Elizabeth Murchinson ist es nun gelungen, einige Rätsel um die bislang unheilbare Seuche zu lösen. Bei der Sequenzierung von 25 Tumoren von Tieren aus ganz Tasmanien zeigte sich nämlich zum einen, dass alle DFTD-Proben einen genetisch einheitlichen "Fingerabdruck" hatten, womit einerseits die Übertragung bewiesen werden konnte und andererseits die "Unabhängigkeit" des Tumors von den Tieren. Zum anderen wurde bei der Gen-Analyse klar, dass die Krankheit ihren Ausgang von den Schwann-Zellen nahm, speziellen Zellen im Nervengewebe.

Bei den Analysen hatte sich nämlich gezeigt, dass das Protein Periaxin, das von den Schwann-Zellen exprimiert wird, in allen Tumoren vorhanden war, wie der am Wiener IMP forschende Bioinformatiker Alexander Stark, der an der im US-Magazin "Science" erschienenen Studie beteiligt war, erklärt. Das Problem bei den Tieren sei, dass ihr Immunsystem Schwächen hat und keine Abstoßungsreaktionen gegenüber fremden Zellen zeigt, so Stark im Gespräch mit dem STANDARD. Das wiederum rührt daher, dass die genetische Basis der Tiere sehr gering ist: Irgendwann hat es nur mehr ganz wenige Tiere gegeben, die sich dann wieder vermehren konnten. Damit teilen sie ein ähnliches Schicksal wie die Hunde, bei denen es ebenfalls eine übertragbare Krebskrankheit gibt (die zweite im Tierreich bekannte.)

DFTD ist durch die neuen Entdeckungen noch nicht heilbar. "Aber man hat mit dem Protein einen Ansatz", so Stark. Vor allem könne man DFTD-befallene Tiere nun mittels eines auf Periaxin basierenden Tumormarkers identifizieren, auch wenn die Krankheit noch nicht ausgebrochen ist - und so weitere Ansteckungen verhindern. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 2. - 3. 1. 2010)