Am Montag nach den Weihnachtsfeiertagen war im ORF-Fernsehen eine Sparvariante der Zeit im Bild um 19.30 Uhr zu besichtigen - eine Sendung, die fast völlig der ZiB um 13.00 Uhr glich. Inklusive TV-Ausschnitt und Story aus der aktuellen Ausgabe der Krone.

So schaut die Info-Wirklichkeit des Wrabetz-Fernsehens aus. Bevor er die Macht im Staatsrundfunk übernahm, war die Abend-ZiB noch auf beiden Großprogrammen zu sehen. Der von einer Regenbogenkoalition unter kräftiger Mithilfe der Grünen in diese Position gehievte ehemalige Spitalmanager reduzierte die ZiB auf den Zweierkanal. Jetzt sind - so scheint es - vermehrte Wiederholungen von Nachrichtensendungen mit Zustimmung des Info-Direktors eine konstruktive Maßnahme zur Kostenreduzierung im ORF.

Das reicht (oder qualifiziert ihn?), um im Branchenblatt Extradienst von Medienleuten - mehrheitlich aus dem Werbesektor - zum "Kommunikator des Jahres" gewählt zu werden. Als die Jury zusammentrat, war der nächste Wrabetz-Coup bereits bekannt. Um höhere Zuseherquoten und mehr Werbeeinnahmen zu generieren, wurde Dominic Heinzl von ATV ins ORF-Abendprogramm geholt. Als Konkurrenz zur ZiB ab 11. Jänner. Weiter sinkende Nachrichtenquoten sind offenbar eingeplant.

"Is eh wurscht", könnte man meinen. Von Medienleuten ist das bereits zu hören, "denn damit rücken die Politiker-Statements in den Hintergrund". Wichtiger sei ohnehin die ZiB 2. Bravo. Anstatt die ZiB 1 durch gesteigerte Qualität aufzumotzen, überlässt man sie ihrem Schicksal. Heinzl, als Adabei eine Art Platzhirsch, wird die Einschaltziffern "seiner" Konkurrenz weiter drücken. Mit "Chili con Carne", Würze mit Fleisch.

Sollten sich die Spitzenleute der österreichischen Werbewirtschaft über die Koalitionäre aufregen, weil die den ORF über das neue Gesetz noch enger an die Parteipolitik ketten, müssten sie eigentlich darüber nachdenken, was sie mit der zitierten Auszeichnung signalisieren: dass sie, wenn es um die Qualität und die Unabhängigkeit des ORF geht, um nichts besser sind als die Spitzenpolitik. Denn worin besteht die Leistung von Wrabetz? Auf Kosten der Demokratie den eigenen Job gerettet zu haben.

Dass die Zustände der Medienpolitik in Italien (vor allem), aber auch in Deutschland teils noch übler sind, ist keine Ausrede. Wieder einmal hätte Österreich es in der Hand gehabt, besser zu sein.

Die Chance wurde vergeben. Verständlich, wenn man erlebt, wie ernst eigene Auftritte in Seitenblicke-Sendungen von Medienmachern genommen werden und mit welcher Inbrunst (Beispiel: ein Club 2 im Herbst) die "Unterhaltung" verteidigt wird. Das Donnerstag-Kabarett (das gibt es noch) war damals nicht gemeint.

Gut, dass es bei den Printmedien noch einen halbwegs argumentierbaren Pluralismus gibt. Die Prioritäten der "Medienwelt" sind auch hier ziemlich klar. Im zitierten Ranking steht der Österreich-Chef an zweiter Stelle. Und damit sich der Kreis schließt, werden Extradienst-Herausgeber Christian W. Mucha und Krone-Kolumnist Michael Jeannée mit Heinzl von ATV zum ORF wechseln. (Gerfried Sperl, DER STANDARD, Printausgabe, 4.1.2010)