Bock bei der Arbeit: "Ich kann die doch nicht einfach auf der Straße lassen, das geht doch nicht."

Foto: Stadtkino Wien

"Bock ins Häfen!", "reine Polemik", "eine wunderbare Frau...", "danke, Ute Bock" - die Emotionen im Forum im Ute Bock-Blog auf derStandard.at gingen hoch, wenn die Flüchtlingshelferin über ihren Alltag berichtete.

Houchang und Tom-Dariusch Allahyari haben Ute Bock zwei Jahre lang mit der Kamera begleitet. Ergebnis ist die Kino-Dokumentation "Bock for President".
Nach einer im November kurzfristig anberaumten Premiere im bestreikten Audimax der Uni Wien mit minutenlangen Standing Ovations läuft das Filmporträt der couragierten wie umstrittenen Wiener Flüchtlingshelferin Ute Bock nun regulär in Wien an. derStandard.at und das Stadtkino Wien laden Sie am 14. Jänner um 20:30 Uhr zur LeserInnenpremiere ins Stadtkino Wien

Das Leben der Frau Bock

"Bock for President" zeigt die couragierte Aktivistin in ihrem Engagement für Asylwerber und in ihrem Privatleben, das - wie könnte es anders sein - von ihrer Arbeit geprägt ist.
Die filmische Annäherung lässt Bocks Klienten zu Wort kommen, die durch jedes soziale Netz fallen und für die sich keine Stelle zuständig fühlt. Hinter den "Asylanten" werden Menschen sichtbar, die ohne das Engagement der pensionierten Erzieherin auf der Straße sitzen würden. 

Bock bietet mehr als 300 Menschen aus Tschetschenien, Nigeria, Iran, Afghanistan und anderen Krisenregionen der Welt in rund 60 Wohnungen Unterkunft und Essen. Zusätzlich hat sie für mehrere hundert (abgewiesene) Asylwerber, die keine staatliche Unterstützung erhalten und auch nicht arbeiten dürfen, eine Meldeadresse und juristische Beratung organisiert, die ihnen die Fortführung des Asylverfahrens ermöglicht.
Im Vereinslokal im Karmeliterviertel des zweiten Bezirks erhalten die Bedürftigen unter anderem Lebensmittel, Rechtsberatung, Kleidung, Deutschkurse, Unterstützung bei Amtswegen oder Adressen für Schlafmöglichkeiten.

Öffentliche Person

Die Flüchtlingshelferin ist eine öffentliche Person, die mit Originalität und notwendiger Härte, in jedem Fall aber mit höchstem persönlichem Einsatz, das von ihr begründete soziale System am Laufen hält. Arbeit und Privatleben sind bei Ute Bock nicht zu trennen. So übernachtet sie regelmäßig auf einem Klappbett in den Vereinsräumlichkeiten.

Überraschungen

Der Film hält auch für all jene, die Bock bereits zu kennen meinen, Überraschungen bereit. Wenn die Allahyaris versuchen, hinter die Motive der 67-Jährigen zu kommen, äußerst sich das zuweilen in tragik-komischen Ergebnissen: Bock war für ihren Vater - einen Nazi-Sympathisanten - "immer die Dumme" und zahlt es mit ihrem Engagement für Ausgegrenzte dem Verstorbenen, den sie "auf einer Wolke" sitzen sieht, durchaus ein wenig heim. Vor allem in Gesprächen mit Schwester und Katze öffnen sich intime Einblicke hinter dem herben Schmäh, mit dem sich die 67-Jährige über den Alltagsfrust hinweg rettet. Und auch das will der Film vermitteln: Nicht die Trostlosigkeit der Situation soll im Vordergrund stehen, sondern die Möglichkeiten des Handelns. Statement der Regisseure: "Die Zuschauer sollen das Kino inspiriert und nicht deprimiert verlassen."