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Das Genie im Hintergrund: Willie Mitchell starb 81-jährig.

Foto: AP

Wien - Sein Markenzeichen war ein schmaler Oberlippenbart, der ihm mit den von ihm präferierten Hawaii-Hemden ein verruchtes Aussehen verlieh. Marke Strizzi oder ähnlich Halbseidenes. Zusätzliche Coolness besorgten gesenkte Lider, mit denen sein lascher Händedruck bestens konvenierte. Auch seine Arbeit, mit der er in den späten 1960ern ein Genre prägte und die ihn bald weltberühmt werden ließ, passte zu diesen Eindrücken. Willie Mitchell schuf als Produzent eine der dauerhaftesten und verführerischsten Ästhetiken der Soul-Musik.

Der Trompeter und Pianist, dessen Combo des Öfteren von Elvis Presley für seine Silvester-Partys gebucht wurde, revolutionierte Soul, indem er den aus dem Gospel überführten Gesängen eine urbane Eleganz verordnete. Ein erster Proband des am 23. März 1928 in Ashland, Mississippi, Geborenen war Bobby "Blue" Bland, dessen Album Touch Of The Blues er produzierte.

Mit dem Deep-Soul-Titanen O. V. Wright, dessen Karriere lebenslang mit Mitchell verbunden blieb, gelangte er früh zur Meisterschaft. Mitchell verlangsamte dessen rohen Rhythm 'n' Blues, machte ihn sanfter, verführerischer - und unglaublich sexy.

Die Welt eroberte er damit, als in den späten 1960ern Al Green bei ihm vorstellig wurde und ihn fragte, ob er ihn zum Star machen könnte. Mitchell konnte. Das Dreamteam schenkte der Welt via Hi Records eine Serie von Hits wie Let's Stay Together, Love And Happiness, Tired Of Being Alone und viele andere mehr.

Hi Records wurde so neben Stax oder Fame in Muscle Shoals das Power-House des Southern Soul, mit Stax teilte man sich immer wieder Teile der Hausband. Mitchell wandte seinen unvergleichlichen Sound auch auf andere Künstler an und verhalf Don Bryant, Ann Peebles, Otis Clay oder Syl Johnson zu ihren Karrieren.

Seine eigene, rund 20 Alben umfassende Laufbahn kam an die Erfolge jener nicht heran. In den von ihm gegründeten Royal Studios in einem Außenbezirk von Memphis arbeitete er auch nach dem Ende der Zusammenarbeit mit Green 1976 als erfolgreicher Produzent weiter - auch wenn Acts wie die schottischen Popper Wet Wet Wet seiner Reputation nicht unbedingt förderlich waren.

2003 taten sich Green und Mitchell erneut zusammen und nahmen das Album I Can't Stop auf, 2005 Everything's OK. Zuletzt produzierte Mitchell ein noch unveröffentlichtes Album des Soul-Schwergewichts Solomon Burke.

Nach einem Herzstillstand am 19. Dezember ist Mitchell am 5. Jänner in Memphis gestorben. Er wurde 81 Jahre alt. (flu, DER STANDARD/Printausgabe, 07.01.2009)