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Ich schwör's Ihnen, die Sache mit dem Nacktscanner ist noch nicht gegessen. Lassen Sie mich die Problemlage an einem Beispiel schildern. Kürzlich sitz ich in der Sauna, die Tür geht auf, eine Dame im Badeanzug steckt den Kopf herein, sagt "Oh, there are people in there", und obwohl ihr das nicht zu gefallen scheint, entert sie mit ihrem Begleiter, einem schmächtigen Männlein in Badehose, die Saunakammer.

Die beiden setzen sich, mustern uns andere Saunisten, die wir da pudelnackert in der Runde schwitzen, angeekelt und verächtlich und ziehen nach ein paar Minuten wortlos ab. Bei diesem Vorkommnis hatten wir es mit einem klassischen Culture-Clash zu tun. Volkskundler unterscheiden Pfirsich- und Nudelzeigende Ethnien, also Ethnien, die die Geschlechtsteile bereitwillig bloßlegen im Gegensatz zu Pfirsich- und Nudelverbergenden Ethnien. Wie man die zweiten dazu bringen sollte, sich ausgerechnet in einen Nackt(!)scanner zu begeben, ist schleierhaft.

Zu den Ethnien, die mit der Entblößung keine Schwierigkeiten haben, gehören Schweden, Dänen und sonstige Nordländer. Auch die Indigenen in Papua-Neuguinea präsentieren gern, was sie besitzen (manchmal auch mit diesem hübschen, vorn aufgesteckten Penisrohr, das sich bei uns allerdings nie richtig durchsetzen konnte). Eher widerwillig gezeigt und gesehen werden die Geschlechtsorgane in Italien, Spanien oder Irland, vor allem aber im amerikanischen Mittelwesten (ich vermute, die Dame in der Sauna war von dorther): Durch das unbedachte Entblößen von Pfirsich oder Nudel in Oklahoma oder Kansas kann man in Teufels Küche kommen.

In Österreich gibt es ein Ost-West-Gefälle der Entblößungswilligkeit. Während der Wiener sein Gemächt ohne weiteres im Gänsehäufel (oder im Scanner) zur Schau stellt, ist man im Montafon oder im Pitztal (Heiliges Land Tirol!) deutlich zurückhaltender.

Was also tun, um Leute wie die Dame aus der Sauna oder einen Pitztaler in den Scanner zu bringen? Vielleicht ließe sich das Problem mit einer modifizierten Variante des Umkleidesackes lösen: Der Umkleidesack ist jene zeltartige Vorrichtung, die man im Sommer an belebten Stränden über den Körper stülpt, um nur ja keinen Blick auf Feucht-gebiete und Pfui-Gack-Gegenden zuzulassen. Gäbe es den Sack in einer scannertauglichen Ausführung, so wäre uns allen geholfen. (Christoph Winder, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 09./10.01.2010)