Man will's erst nicht glauben: Reist Tex Rubinowitz wirklich mit einem kleinen aufziehbaren Plattenspieler nach Südjapan in das schweflige Beppu, um notfalls den Bienen auf dem Friedhof DooWop-Singles vorzuspielen? Immerhin, ein paar Seiten weiter zeigt ein Foto, dass er es in einem Lift in Tokio zum DJ gebracht hat, was vor allem die kleinen Kinder erstaunt, weil die gar keine Plattenspieler kennen. Das alles ist nur ein Detail von nur einer Reise von vielen, die der deutsche Wahlwiener Rubinowitz unternimmt, eine Episode in seinem Buch Der Bremsenflüsterer.

Er sucht sich sonderbare Ziele aus, weder besonders extravagante noch solche, bei denen er ebenso gut zu Hause bleiben könnte (was er übrigens wirklich genauso gut kann und in seinem Wien-Buch Das staubige Tier bewiesen hat). Auf, Kinderchen, nach Eritrea, Chile (dort beruhigt er die lästigen Bremsen), Kerala, Belgien, Usbekistan, Finnland, auf die Faröer, zum Médoc-Marathon und zwischendurch sogar zu Ursula Plassnik auf die Couch! Was er dort und anderswo beobachtet, das komprimiert der "haltlose Multikulturalist" (Klaus Nüchtern) in Bildern, Assoziationen, Abschweifungen, so einsichtsvoll wie abwegig, komisch, klug und noch dazu von Herta Hurnaus und ihm schön gegen den Reisebuchstrich bebildert. Unbedingt lesen, mit ihm mitreisen, and don't try this at home. (Michael Freund, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 09./10.01.2010)