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Im linken Spektrum gibt es noch reichlich Spielraum für Parteien.

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Wien - "Na sicher ist links von der SPÖ Platz. Sehr viel sogar", sagt der Sozialforscher und langjährige ÖVP-Abgeordnete Josef Höchtl. Im vergangenen Jahr hat er eine Studie erstellt, in der sich die Österreicher selber in ihrer politischen Haltung einschätzen sollten - und die Parlamentsparteien im Vergleich dazu. Im Selbstbild sieht sich der durchschnittliche Österreicher knapp rechts der Mitte - auf dem Skalenpunkt 51 einer von null (ganz links) bis 100 (ganz rechts) reichenden Skala.

Als am weitesten rechts wird die FPÖ bei 68 eingeschätzt, als am weitesten links die Grünen bei 32. Die SPÖ wird bei Skalenpunkt 39 elf Punkte links der Mitte eingestuft, die ÖVP bei Skalenpunkt 58 etwas weniger weit rechts der Mitte. Die Parteien liegen also relativ eng beisammen. Das bedeutet umgekehrt, dass fast zwei Drittel des politischen Spektrums links und rechts unbesetzt sind.

"Da scheint überall Platz zu sein, de facto kann man sich aber wohl nur auf Kosten anderer etwas holen, weil die Wähler sich nach ihrem Selbstbild eben in der Mitte sammeln. Mit einem klassisch linken Programm, das auf staatlich gelenkte Wirtschaft und auf staatliche Versorgung oder Umverteilung setzt, wäre sicher ein Erfolg zu erwarten - allerdings reicht es nicht, dass man ein solches Programm hat, man braucht auch eine Person, die das vermittelt", sagt Höchtl dem Standard.

In dieselbe Kerbe schlägt Werner Beutelmeyer: Sein Market-Institut hat bereits vor der Wahl 2002 bei zehn Prozent den Wunsch geortet, dass eine neue Linkspartei antreten möge - sie erschien damit doppelt so attraktiv wie die KPÖ. Funktionieren könne das nur mit einer Persönlichkeit wie dem KP-Mann Ernest Kaltenegger oder dem Bürgerlisten-Mann Fritz Dinkhauser - und deren Politik müsse zudem nachhaltig sein. Dinkhauser habe in Tirol als Rebell von rechts unzufriedene Linke ansprechen können - in der neuesten Umfrage für die Tiroler Tageszeitung kommt er aber nur noch auf vier Prozent. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 9./10.1.2010)