Vorbild DKT: Vermögen anhäufen, ohne dass die Steuern allzu viel wegfressen.

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Wien - Es ist ein winziger Kreis mit einem riesigen Vermögen: Zehn Personen besitzen in Österreich Unternehmensbeteiligungen in der Höhe von insgesamt fünf Milliarden Euro. Das ist ein Viertel des Werts aller Firmen, die als GmbH organisiert sind.

Diese Zahlen stammen aus einer brandneuen Studie der Österreichischen Nationalbank. Immer wieder nimmt das Institut die Vermögensverteilung unter die Lupe - und liefert damit Unterfutter für eine schwelende politische Debatte. Der Streit um höhere Steuern auf Vermögen dreht sich vor allem um die Frage, wer diese denn bezahlen müsste. Bluten werde die breite Masse, behaupten die Gegner. Kanzler Werner Faymann sagte unlängst im Standard-Interview: "Der Mittelschicht drohe ich nicht mit neuen Steuern."

Konzentriertes Vermögen

Die Daten der Nationalbank - sie stammen aus dem Jahr 2005 - stützen diese These nicht. Studien hatten sich bereits Aktien, Immobilien und Geldvermögen gewidmet, nun nahmen sich die Forscher Michael Andreasch, Pirmin Fessler und Martin Schürz Unternehmensbeteiligungen an GmbHs an. Kernergebnis der Untersuchung, bei der das Nominalkapital und - so vorhanden - die Rücklagen analysiert wurden:Das Beteiligungsvermögen ist noch viel stärker auf eine kleine Oberschicht konzentriert als in den anderen Bereichen.

Lediglich 64 Prozent aller Unternehmen in Österreich sind GmbHs, doch diese vereinen 90 Prozent des gesamten Eigenkapitals (Banken und andere Finanzinstitute ausgenommen). Beteiligungen daran halten nur drei Prozent der privaten Haushalte. Der Gesamtwert dieses Vermögens beträgt 18,6 Milliarden Euro.

Innerhalb dieser exklusiven Gruppe ist der Besitz noch einmal äußerst ungleich verteilt. Die obersten zehn Prozent nennen mit 17,1 Milliarden Euro 92 Prozent des Gesamtvermögens ihr Eigen. Das Top-Tausendstel kommt immer noch auf 39 Prozent, das reichste Zehntausendstel auf ein Viertel. Macht bei rund 100.000 Anteilseignern fünf Milliarden in den Händen von zehn Leuten.

Im Durchschnitt sind die Beteiligungen einer Person 176.000 Euro wert, doch 60 Prozent besitzen weniger als 10.000 Euro. Ein Fünftel verfügt hingegen über ein Eigentum von über 100.000 Euro, rund fünf Prozent halten Anteile mit einem Wert von mehr als einer halben Million. Zum Vergleich: Die Gewerkschaft der Privatangestellten, die ein ausgeklügeltes Modell für allgemeine Vermögenssteuern vorgestellt hat, würde den Fiskus erst ab einem Vermögen von 500.000 Euro zuschlagen lassen. Die radikaleren Grünen räumen eine Freigrenze von 100.000 Euro ein, die immer noch mehr als die Hälfte der Unternehmensbesitzer aus der Pflicht entließe - sofern sie keine sonstigen Werte haben.

Auch zum Vermögen der umstrittenen, weil steuerlich begünstigten Privatstiftungen liefert die Nationalbank Daten: Im Durchschnitt hält eine derartige Einrichtung GmbH-Anteile von 6,4 Millionen Euro, das Gesamtvolumen beträgt 9,2 Milliarden Euro. Rund 70 Prozent der Stiftungen kommen auf einen Wert von über 100.000 Euro, 40 Prozent auf über eine Million, 20 Prozent auf mehr als fünf Millionen Euro.

Viele Mehrfachbesitzer

Nicht nur die Privatstiftungen besitzen freilich in der Regel weiteres, anderwärtig angelegtes Vermögen, auch die an Unternehmen beteiligten Einzelpersonen sind oft Mehrfachbesitzer.

Indem sie ihre alten Erhebungen mit den neuen Daten verknüpften, belegen die Nationalbank-Experten das Naheliegende: Wer Firmenanteile sein Eigen nennt, verfügt auch über ein höheres Haushaltseinkommen, besitzt häufiger Wertpapiere und die eine oder andere Immobilie. (Gerald John, DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2010)