San Francisco - Kristin Perry (45) und ihre Partnerin Sandra Stier (47) leben seit zehn Jahren zusammen im kalifornischen Berkeley und haben vier Kinder großgezogen. Doch eine Ehe blieb den beiden Lesben bislang verwehrt. Das möchten die beiden Frauen ändern. "Ich möchte nur die Rechte, die mir die Verfassung zugesteht", erklärte Stier am Montag vor einem Bundesgericht in San Francisco. Ihre Aussage, begleitet von lautstarken Sprechchören vor dem Gerichtsgebäude, war der Auftakt für einen emotionsgeladenen Prozess, der Geschichte schreiben könnte.

In dem Verfahren geht es um Proposition 8, einen Verfassungszusatz, der die Ehe zwischen Mann und Frau festschreibt. Kaliforniens WählerInnen stimmten mit knapper Mehrheit für diesen Zusatz im November 2008, nur sechs Monate nachdem ein Gericht die gleichgeschlechtliche Ehe zugelassen hatte. Nun wollen die beiden Lesben, zusammen mit zwei homosexuellen Männern aus dem San Fernando Valley, Proposition 8 kippen. Denn, so argumentieren sie und mehrere Organisationen für die Rechte von Homosexuellen in den USA, der Verfassungszusatz sei diskriminierend und verletze ihre Bürgerrechte.

Eine erste Niederlage erlitten die KlägerInnen noch vor Prozessbeginn. Der Oberste Gerichtshof verbot bis auf weiteres die Videoaufzeichnung der Sitzung im Gerichtssaal. Die KlägerInnen wollten den Prozess live auf Youtube übertragen, um so eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Eine Idee, die die gegnerische Seite kategorisch ablehnt. (rine/DER STANDARD, Printausgabe 13.01.2010)