Wien - Der gesuchte Serbe, der am Dienstag in Wien einen 27-jährigen Polizisten angeschossen haben soll, ist Medienberichten zufolge bereits vor über einer Woche der Polizei in Niederösterreich durch die Lappen gegangen. Am 4. Jänner war der Gesuchte in Tulbing (Bezirk Tulln) von zwei Beamten überprüft und aufgrund seines Aufenthaltsverbotes festgenommen worden, sagte die Tullner Polizeikommandantin, Major Sonja Fiegl.

Der 33-jährige Mihailo Vasic war damals mit zwei weiteren Männern verdächtig in der Nähe des Tulbinger Postamtes aufgefallen. Die Männer wurden überprüft und Vasic aufgrund seines Aufenthaltsverbotes daraufhin festgenommen worden. "Er wurde auf die Polizeiinspektion in Königstetten gebracht, wo er in einem unbeobachteten Moment geflüchtet ist", schilderte Fiegl. Die Beamten seien dem Verdächtigen sofort nachgerannt, damals konnten ihn selbst sechs Schreckschüsse der Polizisten nicht von seiner Flucht abhalten.

Konsequenzen für die Beamten werde es der Kommandantin zufolge nicht geben. "Wir werden uns die Ursachen genau ansehen", sagte sie. "Es waren erfahrene Polizisten, die die Verdächtigen genau überprüft haben."

Währenddessen lief die Fahndung gegen den Mann am Donnerstag weiter auf Hochtouren. Kripo und Interpol suchen im In- und Ausland nach dem 33-jährigen Mihailo Vasic. Laut dem Wiener Polizeisprecher Mario Hejl seien schon "Hunderte Hinweise" eingegangen.

Das Schicksal des zweifachen Familienvaters lässt niemanden kalt: Die Ermittler gehen einer Vielzahl von Tipps aus der Bevölkerung nach. Es meldeten sich aber auch viele Polizisten, die von Informanten einen "Zund" zum möglichen Aufenthaltsort des Gesuchten oder zu seinen Kontakten erhalten haben. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Serben beitragen, wurde eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgelobt.

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) will der Familie des schwer verletzten Beamten 10.000 Euro Soforthilfe zukommen lassen. Der Verein der Freunde der Wiener Polizei hat ein Spendenkonto für den Polizisten eingerichtet. Unterstützungsbeiträge für die Familie des Vaters zweier Kleinkinder können unter folgender Kontonummer eingezahlt werden: Kto.Nr. 22010956200, BLZ 12000, Bank Austria.

In mehreren Tageszeitungen wurden erneut Spekulationen angestellt, in welche Machenschaften der nach einer rechtskräftigen Abschiebung als U-Boot in Österreich lebende Verdächtige zuletzt verstrickt gewesen sein soll. So werden dem Mann Verbindungen zu einer Wiener Unterweltgröße zugeschrieben. "Dass zwei serbische Unterweltler einander kennen, ist noch keine heiße Spur. Es ist keine strafrechtlich relevante Verbindung bekannt", hieß es dazu aus Ermittlerkreisen.

Der Besatzung des Streifenwagens "Heinrich 6" war am Dienstag gegen 13.40 Uhr der BMW aufgefallen, der auf dem Lerchenfelder Gürtel eine gelbe Ampel überfuhr. Der Polizist und seine Kollegin wollten den Wagen anhalten. Der Lenker gab Gas und flüchtete. In der Nähe der Ganglbauergasse sprang der Mann aus dem Auto, lief zunächst davon und eröffnete schließlich das Feuer auf den ihn verfolgenden Beamten. (APA)