Standbild aus dem Video

Screenshot: derStandard.at

Abu Dhabi - Der Freispruch für ein Mitglied der Herrscherfamilie des Emirats Abu Dhabi löste am Mittwoch internationale Empörung aus. Scheich Issa Bin Zayed al-Nahayan, Bruder des Kronprinzen Scheich Mohammed Bin Zayed al-Nahayan, war wegen eines Videos, auf dem er seinen afghanischen Geschäftspartner Mohammed Shahpoor in der Wüste foltert, vor Gericht gestanden (derStandard.at berichtete).

Das Video aus dem Jahr 2004 zeigt, wie ein gefesselter Mann von zwei Männern unter anderem mit einem Elektroschocker gefoltert wird. Die Männer beschimpfen ihn in arabischer Sprache und stopfen ihm Sand in Mund und Nase. Schließlich wird er mit einem Wagen überfahren. Einer der beiden Männer trägt eine Polizeiuniform.

Mittäter verurteilt

Die Richter befand, Scheich Issa sei nur vermindert schuldfähig, weil er zum Tatzeitpunkt unter Drogeneinfluss gestanden habe. Seine beiden Mittäter hätten ihm mehrere nicht näher bezeichnete Medikamente verabreicht, unter deren Einfluss sich laut einem von der Verteidigung vorlegten Gutachten "jeder Mensch sehr aggressiv" verhalten und "die Beherrschung verloren" hätte.

Die beiden Komplizen, das libanesisch-amerikanische Brüderpaar Bassam und Ghassan Nabulsi, wurden in Abwesenheit wegen der Verabreichung von Drogen und der Aufzeichnung des Videos, mit dem sie Scheich Issa erpressen wollten, zu fünf Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt.

P. J. Crowley, ein Sprecher des US-Außenministeriums, gab an, dass die USA eine Revision der Richterentscheidung begrüßen und die weiteren Entwicklungen genau beobachten würden. "Alle Mitlieder der Gesellschaft sollten vor dem Gesetz gleich behandelt werden", zitiert ihn Reuters, "es gibt noch offene Fragen in diesem Fall."  (bed/derStandard.at, 14.1.2010)