Der österreichische Immobilienmarkt erweise sich trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen als weitgehend stabil. Die Nachfrage nach guten Immobilien sei vor allem in guten Lagen ungebrochen, auch kleinere Wohnungen werden derzeit zudem vermehrt als Investment-Alternative betrachtet, hieß es am Donnerstag von Seiten des Österreichischen Verbands der Immobilientreuhänder (ÖVI).

Sorgen bereitet den Experten aber der sich in die falsche Richtung, nämlich stark rückläufig, entwickelnde Wohnungsneubau. Die Baubewilligungen sanken im Vorjahr gleich um zehn Prozent auf 36.000 Einheiten. Der prognostizierte mittelfristige Wohnungsbedarf in Österreich liege aber Studien zufolge zwischen 46.000 und 55.000 Wohnungen jährlich. Damit gibt es eine Nachfragelücke zwischen 10.000 und 19.000 Wohnungen. "Es wird zu einem Nachfragerückstau kommen", so ÖVI-Bauträgersprecher Klaus Wolfinger.

Großes Potenzial bei Sanierungen

Der gewerbliche Mehrgeschoßwohnbau sei vom Produktionsrückgang besonders betroffen, weil Schwierigkeiten bei der Finanzierung die Umsetzung der Projekte erschwerten, so Wolfinger. Großes Potenzial gebe es aber in der Sanierung von Wohnungen und Gebäuden, vor allem im Bereich der thermischen Sanierung. Er verwies auf Zahlen der Wirtschaftskammer, wonach rund 40 Prozent der Gründerzeithäuser sanierungsbedürftig seien, jedes zehnte würde sogar eine Generalsanierung benötigen.

Der ÖVI-Vorstand wiederholte auf einer Pressekonferenz am Donnerstag deshalb einmal mehr seine Forderung nach Schaffung von Anreizen für mehr Sanierungen. "Die Sanierungsrate dümpelt nach wie vor bei einem Prozent herum", beklagte Wolfinger. Konkret sollte etwa die Bundesförderung für die thermische Sanierung, die im Vorjahr innerhalb von zehn Wochen aufgebraucht war, endlich verlängert werden.

Bezüglich des von der Wiener SPÖ angestrebten neuen Hausbesorgergesetzes zeigten sich die ÖVI-Vorstände sehr skeptisch. Das derzeit angedachte Modell sei arbeitsrechtlich nicht umsetzbar. Man finde heute auch kaum noch jemanden, der bereit ist, an jedem Wochentag und von früh bis spät bei Bedarf Schnee zu schaufeln, so ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel. Schneeräumen und Putzdienstleistungen seien von externen Unternehmen besser zu erbringen als von einem Hausbesorger, im Übrigen sei es auch jetzt schon möglich, Hausbesorger anzustellen. "Interessant" nannte ÖVI-Präsident Udo Weinberger jedenfalls die Tatsache, "dass die Gewerkschaft ein Hausbesorgergesetz fordert, mit dem das Arbeitszeitgesetz ausgehebelt werden soll".

Kampf gegen Altmietverträge

Ein Problem hat man beim ÖVI nach wie vor mit kostengünstigen Altmietverträgen, die vor der Mietrechtsreform 1994 geschlossen wurden. In Wien seien 42 Prozent aller aufrechten Mietverhältnisse im Vollanwendungsbereich des Mietrechtsgesetzes vor dem Jahr 1994 geschlossen worden, womit diese noch in das Kategoriemieten-System fallen, so Weinberger. Das Mietzinsniveau dieser Verträge liege deutlich unter drei Euro pro Quadratmeter. Bei Neumietverträgen koste der Quadratmeter aber durchschnittlich 4,89 Euro. Bei Genossenschaftswohnungen zahle man derzeit in Wien im Durchschnitt 4,07 Euro.

Der ÖVI fordert, dass künftig bei Eintritt in einen solchen Altmietvertrag - etwa durch Ehepartner oder Erben - zumindest eine Neueinstufung der Miete auf dem Niveau des entsprechenden Richtwertes (samt Zu- und Abschlägen) möglich sein soll. Bei so niedrigen Mieten gebe es nämlich kaum Raum für Modernisierungsmaßnahmen, so Weinberger.

Maklerprovisionen umstritten

In Sachen Maklerprovisionen - die Koalition plant im Regierungsübereinkommen bekanntlich, diese auf maximal zwei Bruttomonatsmieten zu deckeln - hofft man beim ÖVI auf ein "Einsehen" des Gesetzgebers, sagte Geschäftsführer Holzapfel. "Eine einseitige Kürzung ist einfach nicht möglich", und die Idee, dass doch der Vermieter auch eine Provision zahlen solle, "geht ins Leere. Vermieter dürfen eine Maklerprovision weder in den Richtwertmietzins einkalkulieren, noch in der Hauptmietzinsreserve weiterverrechnen", assistierte ÖVI-Maklersprecher Andreas Wollein.

ÖVI-Vizepräsidentin Margret Funk, bis vor kurzem auch Präsidentin des europäischen Maklerverbandes CEI, berichtete schließlich über den Stand des Normierungsverfahrens für Immobilienmakler auf EU-Ebene. Dieses sei nun abgeschlossen, der Text werde demnächst veröffentlicht. "Damit werden vor allem in Mitgliedsländern, die bisher keine Qualitätskriterien haben, welche eingeführt", so Funk. Auf Österreich habe dies vorerst aber keine Auswirkungen, weil der Qualitätsstandard hierzulande bereits ein sehr hoher sei, der als Vorbild für eine Reihe von geplanten EU-weiten Regelungen gedient habe. (map, derStandard.at, 14.1.2010)