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Die starke Nachfrage in Wachstumsmärkten wird den Ansturm auf renommierte MBA-Anbieter nicht abreißen lassen, sagen Experten

Foto: AP/Mel Evans

Der in den vergangenen Monaten oft zitierte Begriff "Master of Business Apocalypse" sagt eigentlich schon alles. Nicht viel Gutes wurde über MBA-Absolventen, besonders jene der US-Elite-Schmieden, berichtet. Allzu schnell und gerne wurden ihnen - und manchen darunter wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht - zumindest mangelnde Sorgfalt in ihrer Arbeit vorgeworfen. Das war zu Beginn der Wirtschaftskrise und betraf vor allem im Finanzsektor Tätige.

Es schien gerade so, als würde der am US-Arbeitsmarkt recht hoch gehandelte akademische Abschluss seinen Wert verlieren. Die kürzlich veröffentlichte Studie von QS TopMBA.com "International MBA Recruiter Survey 2009" widerlegt diese Bedenken. Die Studie basiert auf den Rückmeldungen von weltweit rund 740 Unternehmen aus 34 Ländern.

77 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, nach wie vor MBA-Absolventen rekrutieren zu wollen - vor allem jene, die mehr als drei Jahre Berufserfahrung vorweisen können. 42 Prozent darunter wiederum präferieren laut eigenen Angaben Bewerber mit mehr als fünf Jahren Berufserfahrung. Die Nachfrage nach unerfahreneren Arbeitskräften (weniger als ein Jahr Berufserfahrung) mit MBA-Abschluss sei hingegen so gering wie noch nie zuvor: Nur zwei Prozent der Befragten interessierten sich für ganz junge Bewerber; 2008 sollen es noch elf Prozent der Befragten gewesen sein.

"Hot Spot" Russland

Weltweit, so die Studie weiter, sei im Jahr 2009 die Nachfrage an MBA-Bewerbern unter den befragten Unternehmen um durchschnittliche fünf Prozent zurückgegangen sein. Konzentriert habe sich dieser Rückgang im Finanzsektor dargestellt. Die Beratungsbranche allerdings habe ihren Bedarf an MBA-Absolventen im Jahr 2009 weiter aufgestockt - um durchschnittliche drei Prozent weltweit.

Die Prognosen für 2010 deuten wieder auf einen leichten Nachfrage-Aufwind hin. Im Finanzsektor, so die Studie, werde die Nachfrage wieder um rund fünf Prozent steigen, bei den Beratungsunternehmen wird dieser Wert gleichbleibend mit 2009 erwartet.

Im zentral- und osteuropä-ischen Raum wird unter den befragten Unternehmen vor allem Russland als „MBA Recruiting Hot Spot" gehandelt. Besonders gute Chancen werden MBA-Absolventen in den Bereichen Energie, Rohstoffe, Produktion und Finanzen haben, heißt es.

Wurden im Jahr 2008 vornehmlich Positionen im Finanzsektor und auch IT/Technologie-Sektor mit MBA-Absolventen besetzt, fanden sie im Jahr 2009 mehr Positionen im Bereich des General Management, im Marketing und in den Bereichen Sales- und Business-Development.

Gehälter fast gleich geblieben

Auffallend sei, so die Studienautoren, dass neben den Hard-Skills, die von MBA-Absolventen zu erwarten seien, verstärkt auf Kompetenzen im Leadership und auch verstärkt auf Persönlichkeitsmerkmale im Rahmen eines Aufnahmeprozesses Wert lege. Auf Soft Skills solle, die die Befragten, auch im Rahmen einer Ausbildung mehr Gewicht gelegt werden. Als erfreulich wiederum notierten die Unternehmen die erweiterte Kompetenzenpalette am Feld der Corporate Social Responsibility (CSR), im Risk-Management und in der Mehrsprachigkeit.

Als erstaunlich bewerteten die Studienautoren die Tatsache, dass die Gehälter von Beschäftigten mit MBA und auch Einstiegsgehälter relativ konstant geblieben sind. Durchschnittlich lagen 2009 die Jahresgehälter - quer durch die befragten Branchen - in den USA und Kanada bei 93.050 US-Dollar (rd. 64.000 Euro), im asiatischen Raum bei 55.000 US-Dollar (rd. 38.000 Euro) und in Westeuropa bei 87.167 US-Dollar (rd. 60.000 Euro). 

Grundsätzlich seien die Gehälter von Mitarbeitern mit MBA-Abschluss in Europa und den USA seit dem Jahr 2003 kontinuierlich gestiegen - bis zu einem Maximalwert von durchschnittlichen 95.219 US-Dollar (rd. 65.000 Euro) im Jahr 2008. Überraschend niedrig fielen - trotz Wirtschaftskrise - Kürzungen in den Gehältern aus, so die Bewertung der Studienautoren weiter.
Besonders in den Wachstumsmärkten gewinne der MBA an Relevanz, so die Studie. Das werde den Andrang - vor allem auf bekannte Anbieter - hoch halten. (Heidi Aichinger, DER STANDARD, Printausgabe, 16./17.1.2010)