Peking - In China ist der Generalsekretär eines regimeunabhängigen Schriftstellerverbands festgenommen worden. Zhao Shiying, Generalsekretär des chinesischen PEN-Zentrums, befinde sich bereits seit Tagen in Polizeigewahrsam, sagte seine Frau Shi Xiaoli am Freitag der Nachrichtenagentur Associated Press. Die Polizei habe am Montag ihr Haus durchsucht, Computer und Dokumente beschlagnahmt und ihren Mann mitgenommen. Zhao ist einer der Unterzeichner der regimekritischen "Charta 08", die ein Ende der KP-Diktatur fordert. PEN-Präsident Liu Xiaobo wurde Ende Dezember wegen "Subversion" zu elf Jahren Haft verurteilt.

Shi erklärte, ihr Mann habe sie am Freitag angerufen und gesagt, es gehe ihm den Umständen entsprechend gut. Es sei nicht die erste Festnahme, aber Zhao sei noch nie so lange von der Polizei festgehalten worden, sagte sie. Das amerikanische PEN-Zentrum rief die chinesischen Behörden auf, den Schriftsteller umgehend freizulassen. Die außergewöhnlich hohe Gefängnisstrafe für Liu hatte weltweit Bestürzung hervorgerufen. Die Hochkommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, die Südafrikanerin Navanethem Pillay, hat das Urteil als eine "neue und schwerwiegende" Beschneidung der Meinungsfreiheit in der Volksrepublik angeprangert.

In einer Stellungnahme Lius hatte es geheißen: "Ob zugelassen wird, dass die Diktatur der Kommunistischen Partei, die mehr als eine Milliarde Menschen zu Geiseln genommen hat, weiter die menschliche Zivilisation schwächt, oder ob die größte Geiselgruppe der Welt von der Versklavung befreit wird, ist nicht nur eine dringliche Frage für das chinesische Volk selbst, sondern für alle freien Nationen. Würde China ein freies Land, wäre sein Wert für die menschliche Zivilisation unschätzbar. Nach dem Kollaps der totalitären Imperien der Sowjetunion und des Ostblocks würde es eine neue Lawine unter den noch bestehenden diktatorischen Systemen auslösen." (APA)