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Der Windischgarstner Pfarrer Gerhard Maria Wagnerholt zum Rundumschlag gegen die Diözese Linz aus.

Foto: APA/rubra

Wien - Der Windischgarstner Pfarrer Gerhard Maria Wagner hat knapp ein Jahr nach seiner missglückten Ernennung zum Linzer Weihbischof an ungewöhnlichem Ort zu einem Rundumschlag ausgeholt: Im Programmheft der Samstag eröffneten "Resonanzen", dem Festival der Alten Musik im Wiener Konzerthaus, prangert er Fehlentwicklungen in der katholischen Kirche im Allgemeinen und speziell "Missstände" in der Diözese Linz an. "Ja, in der katholischen Kirche brennt der Hut", so sein Befund.

"Spalter" ortet Wagner in der Diözese: Nicht seine Bestellung - am 31. Jänner 2009 - habe die Kirche in die Krise trudeln lassen. Ihm sei bewusst gewesen, dass seine Ernennung einen "größeren Konflikt auslösen wird", blickt Wagner zurück. Doch in Wahrheit habe sie einen "Richtungsstreit in der Diözese" an den Tag gelegt: "Letztlich ging es nicht um mich, sondern um eine innerkirchliche Kontroverse, die ich tatsächlich auszutragen hatte."

Die Ruhe, die in der Diözese nach seinem Rücktritt von der Bischofsernennung eingetreten sei, beruhigt Wagner nicht. "Probleme sind offensichtlich, Lösungen werden aber aufgeschoben (...). Eigentlich schweigt die Kirche und deckt die Leichen zu, die in ihrem eigenen Keller liegen. Und unter vorgehaltener Hand wundern sich nicht wenige bis weit über unsere Grenzen hinaus über die Missstände in der Diözese Linz."

Kritik an Gläubigen, die selbstständig entscheiden

Als Beispiel nennt er die wachsende Zahl pastoraler Mitarbeiter, "die die Lehrautorität der Kirche hinterfragen und nicht mehr die volle Glaubens- und Sittenlehre der katholischen Kirche innerlich annehmen". Folge seien Gläubige, die selbstständig entscheiden würden, "was sie als Katholiken noch bejahen können", was letztendlich zu "einem 'latenten Schisma'", zu einer "'stillen Kirchenspaltung'" führe, so Wagner.

Viele Priester und Laienmitarbeiter würden "Rebellion gegen Papst und Kirche" betreiben, schreibt er weiter. "'Abgehauste' Priester, wie z.B. ein allseits bekannter Universitätslehrer, der kaum in der Pastoral tätig war, haben auch in unserer Diözese das Sagen". Mit den Pastoralassistenten sei ein "Parallelklerus" aufgebaut worden, der letztlich "Priesterberufungen geradezu verhindert", weil nicht mehr klar sei, "warum jemand noch Priester werden sollte, wenn es doch einfacher auch ging". In vielen Pfarren würden zudem "die Normen für den rechten Umgang mit der Liturgie nicht eingehalten", klagt Wagner und mahnt etwa, dass "die sonntägliche Messe nicht durch ökumenische Wortgottesdienste ersetzt werden" dürfe. Wagner schließt seinen Text, der durchwegs mit dem heurigen Resonanzen-Motto "Flammen" spielt, mit einem Appell für ein Christentum, das "'Feuer und Flamme' für den Glauben unserer Kirche" sei. "Dafür stehe ich und ich gehe auch voran."

Die Ernennung des als erzkonservativ bekannten Pfarrers Wagner hatte in der Diözese viel Staub aufgewirbelt. Nach massiver Kritik, unter anderem sprach sich die Dechanten-Konferenz mehrheitlich dagegen aus, hatte er einen Rückzieher gemacht. Kardinal Christoph Schönborn kritisierte damals, dass der Vatikan bei der Ernennung Wagners ein "verkürztes Verfahren" gewählt habe. Während eines Rom-Besuchs gab es schließlich eine Aussprache der österreichischen Bischöfe mit dem Vatikan. Beim "Versöhnungsgottesdienst" in Linz im Juni 2009 war Wagner nicht anwesend.

Die kürzlich veröffentlichte Kirchenaustrittsstatistik hat gezeigt, dass die Turbulenzen offenbar der Diözese in Oberösterreich den größten Anstieg bei den Austritten beschert, nämlich um 43,5 Prozent mehr als 2008. Die Irritationen in Linz, aber auch die Vorgänge rund um die Aufhebung der Exkommunikation lefebvrianischer Bischöfe hätten in den ersten Monaten des Vorjahres "ein sehr negatives Bild der Kirche in den Medien erzeugt", hatte Erich Leitenberger, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, zur Austrittsbilanz eingeräumt. Viele Menschen, die der Kirche bereits stark entfremdet waren, hätten dies dann zum Anlass genommen, auszutreten. (APA)