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Stoppt den Klimawechsel, forderten Plakate in Sevilla. In der Höhe der CO2-Reduktion sind sich die EU-Länder jedoch nicht wirklich einig.

Foto: Reuters

Sevilla - Beim Treffen der europäischen Umweltminister in Sevilla waren am Wochenende Forderungen laut geworden, das EU-Ziel zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes von 20 auf 30 Prozent zu erhöhen, wenn andere Industrieländer im Rahmen eines verbindlichen Weltklimaabkommens vergleichbare Zugeständnisse machen.

Während Länder wie Deutschland, Großbritannien und die Niederlande sich für diesen Plan stark machten, haben sich Polen, Italien und Ungarn dagegen ausgesprochen. "Die endgültige Bewertung lautet, dass es nicht machbar ist", war schließlich das Fazit, das die spanische Klimaministerin Teresa Ribera zog.

Reduktionsziel Ende Jänner

Bis zum 31. Jänner soll jedes Land bei den Vereinten Nationen sein CO2-Reduktionsziel hinterlegen. Dies ist Teil des Kompromisses, der beim gescheiterten Weltklimagipfel im Dezember in Kopenhagen ausgehandelt wurde. Da die EU als ein Verhandlungsteilnehmer für alle Mitgliedstaaten auftritt, ist es eine Einigung auf ein einheitliches Ziel erforderlich. Die EU ist für 14 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich.

Das Treffen in Sevilla diente auch zur Ausarbeitung einer gemeinsamen europäischen Strategie für den UNO-Klimagipfel in Mexico Ende des Jahres. Europa hofft auf den Abschluss eines rechtlichen Abkommens, nachdem vor allem die USA und China in Kopenhagen auf Blockadekurs gegangen waren. Mexiko gilt im Kampf gegen die Erderwärmung als letzte Chance für ein globales Abkommen, da 2013 die erste Verpflichtungsphase des Kioto-Protokolls ausläuft. Die EU will keine zweite Phase eingehen, da USA und Schwellenländer bei dem Protokoll nicht mitmachen.

Besonders mit Blick auf China will sich Europa stärker in Stellung bringen. Die EU wolle sich unter anderem darum bemühen, die diplomatischen Netzwerke der einzelnen Mitgliedstaaten besser zu nutzen und miteinander zu vernetzen, kündigte der belgische Umweltminister Paul Magnette an, der Europa in Mexiko vertreten wird. Um die Entwicklungs- und Schwellenländer beim Klimaschutz zum Mitmachen zu bewegen, wolle Portugal seine historischen Beziehungen zu Brasilien spielen lassen, oder Belgien zur Demokratischen Republik Kongo.

Kohlendioxid-Steuer

Da Europa "kein machtpolitischer Riese" sei, müssten "taktische Allianzen" geschmiedet werden, forderte Deutschlands Ressortchef Norbert Röttgen. "Wir müssen über das Selbstverständnis Europas reden nach Kopenhagen, wo Europa ja nicht die Rolle gespielt hat, die genug war, um zum Erfolg beizutragen." Sein französischer Amtskollege Jean-Louis Borloo brachte eine Kohlendioxid-Steuer an Europas Außengrenzen für den Fall ins Gespräch, dass nach Kopenhagen auch der Gipfel in Mexiko scheitern sollte.

Der scheidende EU-Umweltkommissar Stavros Dimas kündigte an, Europa werde sich für die Schaffung einer eigenen UNO-Umweltorganisation einsetzen; bislang gibt es nur das Umweltprogramm UNEP. Diese solle die Weltklimaverhandlungen koordinieren und mit Finanzinstitutionen wie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) "auf Augenhöhe verhandeln". (dpa/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.1.2010)