Italiens Zentralbank warnt vor voreiligem Optimismus. Italien habe zwar die Talsohle durchschritten, bis zu einer echten Erholung benötige es jedoch noch längere Zeit. Mehrere Gründe sind laut Banca d'Italia dafür verantwortlich, dass Österreichs zweitwichtigster Handelspartner mehr Zeit als seine Konkurrenten für die Konjunkturerholung benötige.

Ähnlich wie Griechenland hat auch Italien einen nahezu unüberwindbaren Schuldenberg zu bewältigen. 2010 soll die Staatsverschuldung auf 116 Prozent, 2011 auf 120 Prozent des BIP anwachsen. Dies bedeutet, dass dem Land kaum ein Spielraum für konjunkturfördernde Maßnahmen verbliebe: Die längst angekündigte Steuerreform wurde verschoben, für die dringend nötigen Infrastrukturen, die Ankurbelung des privaten Konsums und der Investitionen fehlen die Mittel.

Sowohl der private Verbrauch als auch die Bruttoanlageinvestitionen sollen heuer auf dem niedrigen Niveau von 2009 stagnieren. Auch die wachsende Arbeitslosigkeit von bald zehn Prozent bremst das Wachstum. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll heuer mit 0,7 Prozent langsamer wachsen als etwa in Deutschland oder Österreich.

"Nicht realistisch"

Arbeitsminister Maurizio Sacconi kritisierte die am Wochenende präsentierten Zentralbank-Daten, die Prognose sei "nicht realistisch und künstlich". Sie trage dazu bei, die Konfusion und Verunsicherung zu vergrößern. Die Banca d'Italia gilt als eine der wenigen politisch unabhängigen Institutionen des Landes. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 18.1.2010)