Kristalina Georgiewa, neue Kandidatin Bulgariens für die EU-Kommission.

Foto: World Bank/Fedor Savintsev

Auch wenn das Image ihres Landes im Keller ist, Frau Georgieva glaubt an die Bulgaren. "Die bulgarischen Mitarbeiter arbeiten emsig und energisch und finden zu jedem Problem eine Lösung" , lobte die Vizepräsidentin der Weltbank, Kristalina Georgieva ihre rund 100 Landsleute, die in der Weltbankzentrale in Washington arbeiten. Georgieva ist die einzige Osteuropäerin, die es in der Weltbank so weit nach oben geschafft hat. Nun wird sie nach Brüssel geschickt, nachdem die EU-Parlamentarier die bulgarische Kandidatin für die EU-Kommission, Rumiana Jeleva nicht goutiert hatten.

Georgieva kam 1993 zur Weltbank in die Abteilung Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung, später spezialisierte sie sich auf Zentralasien und Russland. 2008 wurde sie Vize-präsidentin. Die Karriere der 57-Jährigen begann an der Wirtschaftsuniversität in Sofia, wo sie nach ihrem Studium der politischen Ökonomie 14 Jahre lang unterrichtete. Es folgten Lehraufträge an den US-Universitäten Yale und Harvard sowie an der London School of Economics.

In Bulgarien war Georgieva lange nur wenig bekannt. Ihr Name tauchte erst im Wahlkampf im vergangenen Sommer auf. Georgieva wurde damals sogar als mögliche neue Premierministerin gehandelt. Noch vor einer Woche, am Tag der skandalösen Anhörung von Jeleva wies Georgieva Mutmaßungen in der bulgarischen Presse zurück, sie könne den Posten übernehmen.

Allerdings vermuteten bulgarische Journalisten, dass Georgieva als Finanzministerin nach Sofia zurückkehren würde, um den in die Kritik geratenen Simeon Djankov abzulösen. Nun soll die beste Personalreserve aus Bulgarien doch EU-Kommissarin für internationale Entwicklung und humanitäre Hilfe werden.

Georgieva gilt als enge Vertraute des bulgarischen Ministerpräsidenten Bojko Borissov. Sie erlaubte es sich mehrmals, der neuen Regierung in Sofia Empfehlungen zu geben. "Es ist besonders wichtig, das Ansehen Bulgariens im Ausland zu verbessern. Die Verbrechens- und Korruptionsbekämpfung ist der Anfang, dann muss Bulgarien nachhaltig beweisen, dass es ein Rechtstaat ist" , hatte Georgieva nach den Wahlen betont.

Bulgarien solle sich nicht nur in Europa als vertrauenswürdiger Partner durchsetzen, sondern sich auch für die Schwellenländer Indien und China öffnen, denn das Land habe das Potenzial, das östliche Tor der EU zu werden, meinte sie. (Vessela Vladkova, DER STANDARD, Printausgabe 20.1.2010)