Die Harpers: Alan, Jake und Charlie.

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Charlie Harper (Charlie Sheen) ist der Prototyp eines männlichen Singles aus Überzeugung. Das Scotch-Glas - oder das Heineken - in der Hand oder auf dem Klavier abgestellt, Geld liegt durch relativ wenig Arbeitsaufwand genug auf dem Konto und Frauen müssen erst aufgerissen, dann aber so schnell wie möglich wieder das Weite suchen. Denn, so ist "der Single" überzeugt, lässt man sie erst mal über Nacht da, kann man sich gleich schon mal darauf einstellen, das Haus wegen Alimente verkaufen zu müssen und teuren Schnick-Schnack, Kinder zum Beispiel, "für" die Ex-Gattin zu finanzieren. Horrorszenarien, die über den zweiten männlichen Prototypen der Serie bereits hereingebrochen sind: Charlies Bruder Alan Harper, der seit seiner Scheidung mit seinem Sohn Jake bei Charlie wohnt. Alans Ex-Frau ist die nächste Schablone: Sie ließ sich von ihm scheiden um temporär lesbisch zu werden (war nur eine Phase, eh klar), saugt den Armen bis aufs Blut aus und ist der Drache vom Dienst, der sich wegen jeder Kleinigkeit aufgeregt. Etwa darüber, dass der Sohnemann Jake sexistische Sprüche seines Onkels nachplappert, wie in der Art, dass Frauen fürs Bett da seien und für den Rest gäbe es schließlich Putzfrauen. Wozu also mit einer Frau leben. Vor seiner eigenen Putzfrau hat der gute Charlie allerdings eine große Portion Angst, sollte er auch, denn Berta hat für das weiße, reiche Pack nicht viel übrig und weiß sich mit ihrer Knast-Vergangenheit und kriminellen Verwandtschaft Respekt zu verschaffen.

Psychoprofile einer Stalkerin

Neben Berta tanzen noch zwei weitere Frauen aus Charlies, Alans und Jakes Umfeld aus der Reihe gängiger Weiblichkeitsvorstellungen: Evelyn Harper, die Mutter von Charlie und Alan, ist herzlich wenig an ihrem Mutterdasein interessiert und pflegt auch noch jenseits der 50er ihre Affären. Die Nachbarin Rose, Stalkerin aus Überzeugung, hat zwar einmal mit Charlie geschlafen, lässt sich aber nicht sagen, wann sie zu gehen hätte, sondern klettert ständig über die Balkonbrüstung auf Charlies Terrasse und nimmt so am Leben der Harpers teil, ob sie wollen oder nicht. Selber zwar ziemlich verrückt, skizziert Rose das eine oder andere psychologische Profil von Charlie oder Alan und verhilft ihnen so zu hellen Momenten. Zu guter Letzt schaffen es aber auch Berta, Rose und Evelyn nicht, den frauenverachtenden Einschlag der Serie auszubügeln, der besonders durch die Scheidungsgeschichte Alans transportiert wird: Seine Frau ist natürlich Schuld an allem, besitzt die Frechheit Geld - wenn auch für den gemeinsamen Sohn - zu verlangen und hat ihn überhaupt seiner Männlichkeit beraubt und sein Leben zerstört. Die restlichen Frauen, die die Serie frequentieren, kommen aus Charlies Schlafzimmer, sind natürlich perfekt durchtrainiert, langhaarig und sprachlos.

Solidarität mit Sheen

Im Übrigen gibt es noch ein unappetitliches Detail aus der Realität. Charlie Sheen erregt öfter mal wegen Handgreiflichkeiten die Aufmerksamkeit der Medien. 1995 wurde er von einer Frau wegen Körperverletzung angezeigt und erst vergangene Weihnachten bedrohte er seine Frau mit einem Messer und wurde festgenommen. Dennoch freut man sich berichten zu können, was für ein toller Hecht Charlie Sheen doch ist, der sich bei den Dreharbeiten der aktuellen Staffel nichts von seinen privaten Schwierigkeiten anmerken lässt : "Sheen hat sich als wahrer Profi erwiesen" und die Folge "Two and a Half Men", die nach seiner Festnahme gedreht wurde "war eine unserer besten Shows ", so die Zeitschrift "Variety". Als ob das bei einer Gage von einer halben Million Dollar pro Folge nicht das Mindeste wäre und schließlich war es ja nicht er, der mit einem Messer bedroht wurde. (dieStandard.at, 20.01.2010)