Die Sprache ist das wichtigste Instrument, um Integration überhaupt möglich zu machen. Ohne Sprachkenntnisse gibt es für Zuwanderer keinen Zugang zur Gesellschaft, in der sie nun leben, keinen Zugang zur Bildung, keinen Zugang zum Arbeitsmarkt. Ohne Sprache bleibt man ausgeschlossen, das kann kein Zustand sein, den man leichtfertig akzeptiert.

Sprachkenntnisse sollten eine Selbstverständlichkeit sein, man kann und soll sie bei Migranten auch einfordern. Das ist eine Art Bürgerpflicht, zum Wohle des Betroffenen, zum Wohle der Gesellschaft.

Wenn jemand nach Österreich zuwandern will, kann man die Bereitschaft zum Spracherwerb voraussetzen. Demjenigen, der den unglaublichen Aufwand auf sich nimmt, seinen Lebensmittelpunkt von einem Land in ein anderes zu verlagern, kann man auch zumuten, sich den Aufwand des Spracherwerbs anzutun - noch vor der Einreise.

Es geht ja nicht darum, die Sprache fließend von Beginn an zu beherrschen. Es geht darum, sich wenigstens ansatzweise verständlich machen zu können. Es geht auch darum, den Willen zu zeigen, in dem Land leben zu wollen, zu kommunizieren und an der Gesellschaft teilzuhaben.

Eine Prüfung über einfachste Sprachkenntnisse ist zumutbar. So viel Entgegenkommen kann die neue Heimat erwarten, das schuldet sie auch ihren Bürgern, den alten und den neuen. (Michael Völker, DER STANDARD, Printausgabe, 21.1.2010)