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'Mercedes-Benz 300 SL Coupé'

Foto: APA/THE ANDY WARHOL FOUNDATION FOR THE VISUAL

Sylvie Fleury: "Formula One Dress"  aus der Sammlung Daimler.

Foto: Fleury / Uwe Seyl

Wien - Mit "Oh lord, won't you buy me ..." auf den Lippen hat Klaus Albrecht Schröder schon oft einen Tag begonnen. Und der je aktuelle Lord hat ihn dann auch stets erhört: Hat seiner Albertina die nötigen Flügel verliehen, um endlich "Real Estate" zu sein. Und eines Titanen Hollein'scher Auffassung würdig, hat er dem nach Albert von Sachsen Teschen samt dessen Marie Christine und Erzherzog Carl an Henriette von Nassau Weilburg wichtigsten Bewohner der nicht ganz witterungsbeständigen exherzöglichen Prachtimmobilie jeden Wunsch erfüllt.

Ein von Herzen kommendes "Oh Lord!" , und schon haben sich dem umsichtigen Verwalter der problematischen Immobilie Türen geöffnet, hinter denen früher gar keine Räume, geschweige denn Flügel artgerecht transpiriert haben. Und so wurde die Albertina unter Klaus Albrecht Schröder weder "verkoschatzkyisiert" noch "veroberhubert" , sondern bestens vermembershipt. Spätestens dabei muss man als umsichtiger Caretaker am Albertinaplatz 1 einen Stoß Gebete zum Himmel schicken. Und: Der Daimler-Himmel ist groß, erhört ein wenig, und schickt den Mercedes-Benz prompt, aber nur indirekt.

Von Leuten wie Sylvie Fleury oder Robert Longo oder Vincent Szarek auf Papier oder Video oder Fiberglas routiniert vorgetragen. Und: auch von ihm, von Andy, der sich Warhol nannte. Und der schon dadurch als viel wichtiger ausgezeichnet wird, als ihn die Albertina mit den Mitteln der Typografie um viele Punkte größer macht als etwa einen Longo.

Jedenfalls geht es um Autos. Und dabei nur darum, dass "anhand von 20 ausgewählten Mercedes-Typen Warhols Cars die Geschichte des Automobils von der Daimler-Motorkutsche und dem Benz-Patent-Motorwagen aus dem Jahre 1886 bis in das Jahr 1986 vorgetragen wird" . Und: Von den 35 ausgeführten Werken Warhols befinden sich "bis heute 32 im Besitz der Daimler Kunst Sammlung, zusammen mit den zwölf großformatigen Zeichnungen zu acht verschiedenen Mercedes-Modellen."

Und das ist schon toll. Da kann man echt lernen, wie Wirtschaft funktioniert. Und Kunst. Da legt man eine Death-and-Desaster-Serie mit allerhübschesten Unfällen an und fertigt nebstbei wunderbare Car-Crash-Bilder (Albertina: "Sie zeigen das Auto als Ursache von Katastrophe, als Metapher für plötzliche Zerstörung und Schicksal" ) und wird dann von Mercedes-Benz beauftragt, noch einmal autobezogen nachzudenken.

Und stirbt. Und kann sich dann nicht mehr dagegen wehren, dass behauptet wird: "Warhol verwandelt die Automodelle - alle Meilensteine der hundertjährigen Geschichte des Automobils - in seiner letzten Serie in schwebende Ikonen eines durch Kultobjekte geprägten Jahrhunderts."

Aber egal. Sylvie Fleury eifert Andy eifrig nach. Da werden in allerfeinsten Videoprojektionen allerseltenste Mercedes von allerlangbeinigsten Blondinen poliert: So, oh lord, dont ever again buy me a color-tv. (Markus Mittringer / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.1.2010)