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Es war gar nicht so leicht, ein Gemälde hinzubekommen, dass so verachtenswert war, dass keiner es aufhängen würde." Aus lauter Verzweiflung, sagte Roy Lichtenstein weiters, dass zwischen den vielen ab-strakten Expressionisten kein Platz mehr war, habe er Anfang der Sechzigerjahre begonnen, die eine Sache zu malen, die alle hassten: "die kommerzielle Kunst".

Lichtenstein war einer der Begründer der Pop- Art und neben Andy Warhol der Künstler, dessen Bilder am direktesten mit der Überhöhung von Trivia und Populärkultur assoziiert werden. Was beim einen die Suppendosen und die übermalten Fotos signalisierten, waren beim anderen die extrem vergrößerten Comics-Details mitsamt entsprechenden Rasterpunkten. Pop-Art als Provokation mag nur kurz aufgeregt haben, als Zitatenschatz hat sie ein langes Leben. Wenn daher die Lichtenstein gewidmete Ausstellung letztes Jahr in Hamburg sich auf die Poster des vor 13 Jahren verstorbenen Amerikaners konzentriert, dann ist man kaum erstaunt.

Seine riesigen Sprechblasen-Leinwände ("Blaam!" "Oh, Jeff, I love you too ..." "Bratatata!") sind sowieso Lieblingssujets in Plakat-Shops weltweit. Gab es überhaupt eine Trennlinie zwischen den Originalen und ihren mehr oder weniger limitierten Druck-Editionen? Es gab sie. Lichtenstein produzierte auch unzählige Vorlagen, die von vornherein für Ankündigungen und Mailers gedacht waren. Auf sie konzentriert sich der großformatige Katalog Lichtenstein Posters. Vieles darin ist wie erwartet, flache, in Primärfarben abgemalte Trivial- und Logo-Welten. Manches imaginierte er als Hommagen an "kommerzielle" Künstler wie Hergé. Und einige Galerieplakate erinnern daran, dass der Pop-Artist seine Rasterpunkte auch traditioneller chinesischer Landschaftsmalerei unterlegen konnte. (Michael Freund, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 23./24.01.2010)