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Foto: AP Photo/Itsuo Inouy

Das bestimmende Thema der vergangenen CES 2010 war "3D". Jeder große Fernseher-Hersteller wird im Laufe des Jahres TV-Geräte auf den Markt bringen, die stereoskopisches 3D-Sehen mit Hilfe von "Active Shutter Brillen" ermöglichen werden. Doch der erhofften Revolution stehen noch einige Hürden im Weg. Neue und zunächst recht teure Fernseher und 3D-Brillen müssen angeschafft werden. Echte 3D-Filme wird es zunächst nur auf Blu-ray geben und dafür werden ebenfalls neue Player benötigt, die die technischen Anforderungen erfüllen.

An vorderster Front - wie bei so vielen neuen Formaten der vergangenen Jahrzehnte - steht abermals Sony. Der japanische Konzern erhofft sich, mit der Spielkonsole PlayStation 3 ein besonders starkes Zugpferd für die dritte Dimension im Stall zu haben. Die Konsole wird per Update (im Sommer) bereit für 3D-Blu-rays und 3D-Games gemacht. Letzteres scheint ein besonders interessantes Verkaufsargument zu sein, da nach immer neuen Wegen gesucht wird, die Spieler ins Geschehen hineinzuziehen.

Killer-Feature

Doch selbst mit der verfügbaren Hardware allein, wird auch 3D-Gaming über Nacht nicht zum Kassenschlager. Wie bei Filmen, braucht es überzeugende Inhalte. Im Kino begeisterte "Avatar" die Massen, weil es von den Finessen der Technologie best möglichen Gebrauch macht. Auf der CES präsentierten Sony und auch andere Firmen wie der Grafikchiphersteller Nvidia Spiele in 3D. Die Auswahl reichte vom Arcade-Shooter "Super Stardust HD" bis zum Rennspiel "Gran Turismo". Hier zeigte sich, dass bestehende Titel zwar "recht leicht" in 3D aufbereitet werden können. Das Ergebnis variierte allerdings stark von Spiel zu Spiel. Besonders beeindruckend wirkte der Effekt bei "Wipeout HD" und einem kommenden Baseball-Game.    

Geht es nach Spieleentwicklern werden grafische Updates allein die Massen nicht bewegen können. Die wirkliche Herausforderung bestünde darin, Spiele von vornherein auf stereoskopisches 3D auszulegen - so wie Avatar speziell für das 3D-Erlebnis gefilmt wurde.

Anders denken

"Ich denke, man muss (Spiele) speziell für designen, auch wenn es nur um den optischen Effekt geht und das Gameplay gar nicht beeinflusst," meint Fez-Entwickler Phil Fish gegenüber Wired. Man müsse die 3D-Wirkung von Beginn an miteinberechnen, um einen echten Mehrwert erzeugen zu können. So wie in Avatar einzelne Bildelemente herausgehoben wurden, müsse man auch beim Spieldesign darauf achten, wie Szenen optimal umgesetzt werden.

Sony betonte bereits Ende 2010 bis Anfang 2011 eine Reihe an 3D-Titeln auf den Markt bringen zu wollen, erläuterte das Portfolio jedoch noch nicht genauer. Eine besonders reizvolle Kombination könnte die Verknüpfung von 3D mit der kommenden Generation von bewegungsgesteuerten Spielen sein. Im Herbst wird der "ultra präzise" Motion Controller für die PS3 vorgestellt.

Skepsis

Dass 3D-Gaming rasch abheben wird, bezweifeln allerdings zahlreiche Branchengrößen. Rein wirtschaftlich betrachtet, sieht etwa Wedbush Morgan Securities-Analyst Michael Pachter nur ein sehr limitiertes Potenzial. "Es wird einige Jahre dauern, bis 3D-Displays eine massentaugliche Verbreitung erlangt haben und die Last, spezielle Brillen tragen zu müssen, wird die Penetration limitieren", sagt Pachter gegenüber Wired. "Spiele werden 3D möglicherweise von Haus aus unterstützen, aber das wird für die nächsten fünf Jahre kein schlagendes Verkaufsargument darstellen".

Sony-Konkurrent Microsoft bezweifelt ebenfalls den baldigen Erfolg von 3D und sieht hier vor allem keine große Investitionsbereitschaft seitens der Konsumenten gegeben. Xbox 360-Manager Alan Greenberg betont allerdings gegenüber dem US-Magazin, dass man sich den Ambitionen der Entwickler nicht in den Weg stellen werde. 3D-Gaming auf der Xbox 360 hat jedenfalls auch technisch bedingt keine besonders rosige Zukunft. Die benötigte TV-Schnittstelle HDMI findet sich nur bei neueren Modellen der Konsole und selbst da handelt es sich um eine veraltete Version nach dem Profil 1.2, welche die für 3D-HD-Bilder benötigten Durchsatzraten nicht erreichen kann.

Der Konsument entscheidet

Die 3D-Fraktion stellt für die erhoffte Revolution also jede Menge technische und teure Bedingungen. Der Schlüssel zum Erfolg wird aber nicht zuletzt durch die Inhalte bestimmt.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 23.1.2010)