"Im Kommen" von blankleer im Kunstpavillon der Tiroler Künstlerschaft.

Foto: Tiroler Künstlerschaft

Der Alltagstrott - schon tausende Male gesehen, erlebt und mitgemacht - wird durch einen neuen Gedanken plötzlich absurd und alles ist anders... Warum haben wir das nicht schon früher gewusst? Hat es wirklich so lange gedauert, bis uns die Augen geöffnet wurden? Manche Wahrheiten halten sich sehr lange, andere wiederum setzen sich nur langsam durch. Das Nicht-Kalkulierbare, gedankliches Hakenschlagen und plötzliche Richtungswechsel stehen im Zentrum der Ausstellung "Unerwartete Wendungen", die am 22. Jänner im Kunstpavillon der Tiroler Künstlerschaft eröffnet wurde.

Das KuratorInnen-Team, bestehend aus Margarethe Makovec und Anton Lederer, hat einen internationalen Ausstellungsparkours zusammengestellt, der skulpturale Arbeiten, Videoessays und Rauminstallationen von bankleer, Pavlina Fichta Čierna, Helmut Heiss, Nada Prlja und zweintopf umspannt. Das Projekt der Berliner Gruppe bankleer setzt beispielsweise am Paradoxon einer kommenden Zukunft an, die nicht in der Gegenwart dargestellt werden kann. Dabei geht es im Speziellen um das unerreichbare Ziel einer idealen Demokratie. Die im Kunstpavillon erstmals gezeigte Installation "Im Kommen" lässt fiktive TeilnehmerInnen einer Kundgebung unter schwarzem Stoff verschwinden.

Die in London lebende Künstlerin Nada Prlja, deren Wurzeln in Sarajevo und in Skopje liegen, thematisiert in dem Werkdoppel "Communism, that fallen star of political endeavour" und "'Kapitalismus' The Show is Over" die Vergänglichkeit politischer und ideologischer Systeme anhand der beiden Gegenspieler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Stern des Kommunismus ist gefallen und die Showtime des Kapitalismus ist auch schon vorbei - irgendjemand hat schon begonnen, das alte Leitbild zu übermalen.

Das Künstlerduo zweindorf gehört zu den umtriebigsten künstlerischen Kräften in Graz. Für die Ausstellung im Kunstpavillon haben sie eine spezifische Installation entwickelt, unter Verwendung eines Raums, der sonst nicht einsehbar ist und sich zwischen Oberlichtplafond und Dachfläche befindet. Auf der Glasfläche befinden sich Figuren geformt aus gewöhnlichen Handtüchern. Sie hocken dort und haben die Hände zum Gebet gefaltet - oder sind sie doch gefesselt? Eine Art parallele Welt, die von den BesucherInnen mittels einer Überwachungskamera erforscht werden kann, die auf einem langen Stab montiert ist. (red)