Wien - Die Tierschutz-Lobby macht gegen den in Wien projektierten verpflichtenden Führschein für Kampfhundehalter mobil, über dessen Einführung bei der Volksbefragung im Februar abgestimmt werden kann. Die Verpflichtung sei der vollkommen falsche Weg - erst recht nur für bestimmte Rassen, unterstrich Tierschutzvereinspräsidentin Madeleine Petrovic am Montag in einem Pressegespräch: "Es sollte nicht die Aufgabe eines Staates sein, Menschen auseinanderzudividieren."

Es sei unmöglich, die Gefährlichkeit eines Hundes anhand einer bestimmten Rasse festzumachen, pflichtete auch Katja Wolf vom österreichischen Kynologenverband bei: "Entweder gilt etwas für alle oder für gar keinen." Auch sei die Liste der betroffenen Kampfhunderassen vollkommen willkürlich zusammengestellt. "Ich finde den Zugang sehr, sehr populistisch", kritisierte Wolf die Stadt. Stattdessen sollten existierende Vorschriften bezüglich Leinenpflicht, Maulkorbzwang und obligatem Chip exekutiert werden: "Bestehende Gesetze exekutieren, aber nicht neue Schikanen schaffen."

Dieser Forderung schloss sich Petrovic an. Wenn ein verpflichtender Führschein für alle Halter komme, dann dürfe dieser nur bei einer Neuanschaffung nötig werden, nicht für bestehende Hund-Mensch-Verhältnisse. Man merke die Auswirkungen der falschen Kampfhund-Diskussion jedenfalls bereits im von ihrem Verein betriebenen Tierschutzhaus: "Es wird immer schwieriger, solche Tiere wieder zu vergeben - auch wenn sie lieb, brav und vollkommen ungefährlich sind." Statt mit Zwang - wie dies auch mit dem neuen niederösterreichischen Hundehaltegesetz versucht werde - solle man mit Anreizen arbeiten. Demnach solle etwa die Hundesteuer entfallen, falls man ein Tier aus dem Tierschutzheim holt oder einen Hundeführschein ablegt.

Das wirkliche Problem in der Hundefrage seien illegale Ostimporte von Rassehunden, die Krankheiten importieren würden, unter erbärmlichen Bedingungen aufgezogen und zu einem Spottpreis auf Parkplätzen verschleudert würden. Statt Geld für Volksbefragungswerbung zu vergeuden, solle man dies lieber in Lobbyarbeit auf EU-Ebene investieren. "Das gehört reglementiert, anstatt dass man bei Hunden ansetzt, die bereits im Umlauf befindlich sind", so Petrovic.

Bei der Volksbefragung können Wiener darüber abstimmen, ob Halter folgender Rassen samt deren Mischlingen eine Prüfung ablegen müssen: Rottweiler, Pitbullterrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Mastino Napoletano, Mastin Espanol, Fila Brasileiro, Argentinischer Mastiff, Mastiff, Bullmastiff, Tosa Inu und Dogo Argentino. Der Führschein muss dabei von einem Besitzer bei jeder neuen Anschaffung eines Hundes erneut abgelegt werden. Auch müssen alle anderen Personen, die mit einem Tier auf die Straße gehen wollen, diesen absolvieren. (APA)