Die ORF-Redakteure des Wochenmagazins "Hohes Haus" klagen über chronische Personalnot: Im Zuge der Eingliederung der Parlamentsredaktion in die Inlandsabteilung der "Zeit im Bild" verfüge man weder über einen eigenen Sendungschef, noch über ein eigenes Sekretariat. Außerdem seien statt früher bis zu acht Redakteuren derzeit nur noch rund drei Journalisten mit den Inhalten für das jeden Sonntag ausgestrahlte Parlamentsmagazin beschäftigt, sagte Redakteurssprecherin Bettina Tasser.

Die verbliebenen Redakteure des "Hohen Hauses", das am Donnerstag sein 30-jähriges Jubiläum feiert, haben nun den "ZiB"-Verantwortlichen ein Positionspapier übergeben, in dem davor gewarnt wird, dass die Sendung "unter der chronischen Personalknappheit aufgrund von Nicht-Nachbesetzungen" leide. "Beiträge und (Hintergrund)- Recherchen können nicht gemacht werden, mittelfristig wird sich das auch in der Qualität der Sendung zeigen", heißt es in dem Papier.

Mittlerweile sei es auch nicht mehr möglich, Strukturdienste im Parlament zu machen, was wiederum zulasten der Qualität des aufgezeichneten Materials gehe."Wenn niemand mehr im Parlament in der Fernsehkabine beim Bildmeister und den Kameraleuten sitzt, dann wird damit auch riskiert, dass Ereignisse nicht mehr aufgezeichnet werden. Was im übertragenen Sinne einer Nichterfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags gleichkommt."

Der bisherige Chef der ORF-Parlamentsredaktion, Robert Stoppacher, war im November zum Leiter der TV-Diskussionssendungen bestellt worden. Gleichzeitig wurden die verbliebenen Redakteure in die "ZiB"-Inlandsredaktion unter der Leitung von Hans Bürger integriert.

Sparkurs

ORF-Kommunikationschef Pius Strobl versteht die Vorwürfe nicht: "Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass der inhaltliche Ansatz, der in dem Papier mitschwingt, auch nur geringfügig der Realität entspricht." So gebe es mit Innenpolitik-Leiter Bürger sehr wohl einen Sendungschef, betonte Strobl. Dass die Parlamentsredakteure nun in die "ZiB"-Innenpolitik integriert sind, ermögliche es ihnen, auch die dortige Infrastruktur zu nutzen. Zudem sei die Themenagenda quasi gleich. Strobl verwies auf den notwendigen Sparkurs des ORF: "Wir sind angehalten, die bestmöglichen Strukturen zu schaffen und die besten Synergien zu heben, auch wenn es dem einen oder anderen Mitarbeiter nicht gefällt."

Dass derzeit, wie von den Parlamentsredakteuren moniert, nur drei Fernsehjournalisten mit dem Inhalt des "Hohen Haus" beschäftigt sind, kann der ORF-Kommunikationschef nicht nachvollziehen. Derzeit gebe es neben Hans Bürger fünf Journalisten, dazu komme ein Kollege im Krankenstand. Unter Stoppacher seien zusätzlich zum Chef sieben Leute am Werk gewesen. Darüber hinaus könne man nun in der größeren Redaktionseinheit der Innenpolitik viel leichter Synergien nutzen.

Beim Parlamentsmagazin "Hohes Haus" handelt es sich um das derzeit am längsten laufende Magazin der Fernseh-Information. Die Sendung und ihre Redaktion begehen Donnerstag bei einer kleinen Feier im Parlament, zu der ORF-Chef Alexander Wrabetz und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer eingeladen haben, 30-jähriges Jubiläum. (APA)