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Am Eingang zur "Pankahyttn" gibt's kein Schild mit FSW-Logo. Den Bau verwaltet eine Tochtergesellschaft des stadteigenen Fonds.

Foto: APA/THOMAS RIEDER

Wien - Vom Mutter-Kind-Zentrum der Caritas bis zum Obdachlosenheim der Heilsarmee - der Fonds Soziales Wien (FSW) fördert mehr als 300 soziale Organisationen in Wien. Damit künftig auch Außenstehende mitbekommen, wer Geld vom stadteigenen Fonds bekommt, sollen an sämtlichen geförderten Häusern Plaketten mit dem FSW-Logo angebracht werden. Außerdem müssen sämtliche Veröffentlichungen der einzelnen Einrichtungen vom FSW abgesegnet werden.

Dies sieht jedenfalls ein Entwurf für eine Ergänzung der Förderrichtlinien vor: "Veröffentlichungen der anerkannten Einrichtung über sich und ihre Tätigkeit werden dem FSW rechtzeitig im Vorhinein zur Kenntnis gebracht und stellen dabei die Förderung durch den FSW in angemessener Form dar" , steht da zu lesen. Wie sich der stadteigene Fonds die "angemessene Form" konkret vorstellt, wird praktischerweise gleich im Anhang mitgeliefert: Dort finden sich als Vorlage verschiedene Logos und Plaketten - auf allen prangt groß der "Stadt Wien" - und "Fonds Soziales Wien" -Schriftzug.

In den nichtstädtischen, vom FSW finanziell unterstützten Einrichtungen hält sich die Begeisterung über die neue Order in Grenzen. Zum einen fördere der FSW nicht immer das ganze Haus, sondern oft nur einzelne Plätze, zum anderen sei es nicht immer möglich, jede Publikation vorab durch den FSW genehmigen zu lassen, so die Kritik.

"In der vorliegenden Form ist die Richtlinie aus Sicht der Caritas und vieler anderer Organisationen in der täglichen Arbeit wegen des hohen bürokratischen Aufwandes kaum umsetzbar" , sagt Caritas-Sprecher Klaus Schwertner. Man sei daher zuversichtlich, dass hier nicht das letzte Wort gesprochen sei und die Gespräche mit dem FSW konstruktiv verlaufen würden. Das hofft auch VP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec: "Dieser Allmachtsfantasie des FSW muss man entgegenwirken. Er erhebt hier offensichtlich den Anspruch, auch gemeinnützige nichtstädtische Einrichtungen als derartige erscheinen zu lassen." Die betroffenen Organisationen müssten zu einem Gespräch geladen werden, in dem eine tragbare Lösung für alle gefunden werde, findet Korosec.

"Man lebt danach"

Der Chef des FSW versteht hingegen die Aufregung nicht. Schließlich, sagt Peter Hacker, gebe es seit Jahren eine Richtlinie in Sachen gemeinsamen Marketings. "Und man lebt auch danach." Der neue Entwurf sei lediglich eine Präzisierung, um mit den einzelnen Einrichtungen künftig besser zu kommunizieren. "Es geht darum, die Grundspielregeln festzulegen, jedes Papier muss natürlich nicht vorgelegt werden."

Dass der Fonds darauf bestehe, dass von ihm geförderte Einrichtungen dies auch kundmachen, sei "nichts Schändliches" : "Die Steuerzahler wollen ja wissen, wo ihr Geld hinfließt." Mit der Wien-Wahl im Oktober, bei der die rote Stadtregierung um ihre Absolute bangt, habe die Order nichts zu tun.

Rund eine Milliarde Euro fließen jährlich vom Fonds soziales Wien in unterschiedliche gemeinnützige Einrichtungen. Der FSW ist zwar eine eigene Rechtspersönlichkeit, inhaltlich und finanziell unterliegt er aber der Kontrolle der Stadt Wien. Zuständig ist Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely (SP). Auch sie findet nichts an der neuen Förderrichtlinie in Sachen öffentlichkeitswirksamer Maßnahmen: "Selbstverständlich ist es die richtige Maßnahme, dass derjenige, der die Fördergelder vergibt, die Geschäftsberichte auch sehen kann - ja, dazu stehe ich." (Martina Stemmer, DER STANDARD - Printausgabe, 28. Jänner 2010)