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Geballte öffentliche Aufmerksamkeit auch in Deutschland für eine verschwindend geringe Anzahl von Frauen in Europa: Die Burkaträgerinnen.

Foto: REUTERS/Yannis Behrakis

Frankfurt/Main - Die Publizistin und einstige SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün hat sich für ein Verbot von Ganzkörperschleiern in Deutschland ausgesprochen. "Die Burka ist ein Ganzkörpergefängnis, das die Menschenrechte tief verletzt. Es wäre ein wichtiges Zeichen, die Burka in Deutschland zu verbieten", sagte Akgün der "Frankfurter Rundschau" vom Donnerstag. Ein Verbot sollte zumindest für Schulen, Universitäten und an sicherheitssensiblen Orten wie Banken oder Flughäfen gelten. In Frankreich hat ein fraktionsübergreifendes Parlamentsgremium am Dienstag ein Verbot der Vollverschleierung muslimischer Frauen empfohlen.

"Aufgeklärter Islam nicht mit Zwang erreichbar"

Akgün liegt mit ihrer Forderung nicht auf SPD-Linie. "Wir haben da ein anderes Verständnis von Freiheit als die Franzosen", sagte der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz der "FR". "Ich wünsche mir einen aufgeklärten Islam, aber mit Zwang ist das nicht zu erreichen."

Burka "besondere Form der Diskriminierung"

Union und FDP lehnen neue Gesetze ab, fordern aber eine Ächtung der Burka. Wenn es "eine Kollision mit anderen Rechtsgütern gibt", etwa der Schulpflicht oder dem Kopftuchverbot, müsse man dagegen vorgehen, sagte Wolfgang Bosbach (CDU) der Zeitung. Fraktionskollege Norbert Geis (CSU) sagte: "Man kann die Franzosen unter Umständen verstehen. Die Burka ist ein Zeichen der Abgrenzung." Man müsse für Schulen und Unis prüfen, wie man verfassungskonform dagegen "einschreiten" könne. FDP-Integrationsexperte Hartfrid Wolff nannte die Burka in der "FR" "eine besondere Form der Diskriminierung", die etwa Gerichte nicht unbedingt dulden müssten.

Äußerst wenige Burkaträgerinnen

Grünen-Parteichef Cem Özdemir sprach von einer "Symboldebatte, die an den wahren Konflikten vorbeigeht". Die Zahl der Burka-Trägerinnen sei in Deutschland verschwindend gering, sagte Özdemir der Zeitung. "Die Burka wird von der übergroßen Mehrheit aller Muslime, auch der Kopftuchbefürworter, abgelehnt. Weder als Staatsbürger noch als Grüner kann ich die Burka befürworten, schon gar nicht in öffentlichen Räumen." (APA/Ag.)