Es gibt nur Gewinner der Diskussion über Paid Content.

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Roland M. Kreutzer, Tripple Internet.

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Bezahlinhalte im Internet haben wieder einmal Saison. Ich zähle schon gar nicht mehr, wie oft die NYT auf Paid Content setzt und dann doch wieder zurückrudert. Und die Diskussionen, die Rupert Murdoch mit seinem Vorschlag zur Finanzierung seiner Medien ausgelöst hat, sind auch nicht neu.

Trotzdem glaube ich daran, dass das Geschäft "Geld gegen Inhalte" aktuell eine Chance wie schon lange nicht hat, sich durchzusetzen. Doch das neue Selbstverständnis im Geschäftsmodell könnte andere Ursachen haben, als die Krise und der Finanzierungsdruck bei großen Redaktionen. Und die Änderung dürfte nicht einmal aus dem Web kommen.

Wo sich Bezahlinhalte nämlich bereits durchgesetzt haben, ist der Bereich "Mobile". Sowohl Inhalte des engeren Kreises der Mobilfunk-Anbieter waren von Beginn an nicht kostenfrei, als auch die neuen Inhalte via Apps und mobiler Dienste, die nun über die diversen Stores daherkommen. Es gibt da wenig Berührungsängste der User mit der Bezahlung, die meist über den Betreiber des Handy-Netzes oder Stores abgenommen wird. Von der Zeitung als eBook oder Push-Dienst bis hin zu multimedialem aktuellen Content - hier ist es gelernt, zahlen zu müssen, bevor man kommunizieren kann.

Da tut sich also eine neue Geldquelle auf, die man an den richtigen Stellen zu nutzen wissen wird. Paid Content wird auf diesem Weg eine gerne gesehene Umsatzquelle für die mobilen Angebote der Zeitungen etc. werden. Noch einen Markt zur Gratis-Kultur zu erziehen, wird kaum jemand wagen. Doch was dann?

Konvergenz führt (möglicherweise) zu Kulturwandel

Dass sich die Web-Angebote am Handy und im "richtigen Internet" zueinander bewegen, ist auch offensichtlich. Was zusammen gehört, wird auch wieder zusammen wachsen. Bessere Smartphones und Technologien für Websites, sich an Displays anzupassen reichen aus, um das normale Internet auch am Handy erlebbar zu machen. Spätestens dann muss man seine kostenpflichtigen Handy-Angebote mit einem USP versehen, damit der Preis noch gerechtfertigt bleibt. Exklusive und aktuelle Inhalte werden dann den zahlenden Kunden vorbehalten bleiben, will man weiter Geld von ihnen haben.

Was folgt, ist ein Paid-Content-Modell, das durch die Hintertür eingeführt wurde. Billiger Content wird weiter gratis im Web stehen und zahlende Leser haben den Zugang zu exklusivem Material. Folgerichtig sinken Reichweiten solcher Hybrid-Medien und es kommt zu Verlagerung der Interessen hin zu den neuen Umsatzquellen. Und natürlich auch ein Verlust an Lesern an weiterhin kostenfreie Medien oder welche, die etwa durch Pay-TV quersubventionieren können. Insbesondere freie Medien könnten da freilich auch neue Bedeutung bekommen.

Als Betreiber von Medien könnte mich der neue Trend zu Paid Content, egal wie erfolgreich er diesmal sein mag, durchaus freuen. Als Vermarkter aber auch, selbst wenn es für mich als Vertreter der Onlinewerbung nicht so aussieht. Aber zwei Dinge machen das Thema auch für die Werbung im Internet so interessant: Einerseits sind Inhalte, für die auch bezahlt wird, alleine schon aufgrund des möglichen "Preisschildes" mehr wert. Andererseits wird die Alternative zur Onlinewerbung als Finanzierung freier Inhalte damit erst richtig plastisch für die User: Man könnte auch zahlen, statt Werbung mit Freude zu akzeptieren. Es gibt also ohnehin nur Gewinner der Diskussion, egal wie sie ausgeht ;-) (Roland M. Kreutzer/derStandard.at, 28.1.2010)