Washington - Ein US-Kongressausschuss hat US-Finanzminister Timothy Geithner wegen dessen Rolle bei der Rettung des Versicherungskonzerns AIG mit Staatsgeldern gehörig in die Zange genommen. Ein Abgeordneter forderte ihn am Mittwoch zum Rücktritt auf, andere bezweifelten Geithners Darstellungen.

Der Minister verteidigte dagegen die staatlichen Hilfen von mehr als 180 Milliarden Dollar an AIG erneut mit Verweis auf den drohenden Zusammenbruch des einst weltgrößten Versicherers und die dadurch möglichen schwerwiegenden gesamtwirtschaftlichen Folgen.

Rückzahlungen nach Europa

Geithner steht seit längerem wegen der Angelegenheit unter Druck, weil er als einer der Hauptakteure bei der AIG-Rettung Ende 2008 gilt, damals noch als Chef der Notenbank von New York. Die Aktion geriet unter anderem in die Kritik, weil etwa 62 Milliarden Dollar aus den staatlichen Hilfsgeldern direkt ohne Nachverhandlungen im Sinne der amerikanischen Steuerzahler an Großbanken in den USA und Europa weiterflossen, darunter an die Deutsche Bank, bei denen AIG Schulden hatte.

Geithner bekräftigte am Mittwoch, davon nichts gewusst zu haben. "Ich glaube nicht, dass wir hier die ganze Geschichte präsentiert bekommen", sagte der Republikaner John Mica. Auch die Demokraten in dem Ausschuss sprangen Geithner am Mittwoch nicht zur Seite. (Reuters, DER STANDARD, Printausgabe, 29.1.2010)