Wien - Der Präsident der öster-reichischen Offiziergesellschaft (ÖOG), Eduard Paulus, übt scharfe Kritik an den Versuchen des Verteidigungsministeriums, die stockende Reform des Bundesheeres schönzureden. Bei einer Klausur zu Wochenbeginn sollte den am Reformprozess Beteiligten ein Bericht zu den Fortschritten vorgelegt werden - aber der Entwurf wurde von der ÖOG als unzureichend und unzutreffend abgelehnt.

"Wir haben immer wieder konkrete Zahlen verlangt, für welche Bereiche des Heeres was ausgegeben wird. Diese Zahlen sind uns weder im Vorfeld noch bei der Sitzung des Evaluierungsbeirats vorgelegt worden" , klagt Paulus, der in seinem Zivilberuf Budgetexperte der Salzburger Landesregierung ist, im Gespräch mit dem Standard.

Überhaupt habe der Berichtsentwurf falsche Schwerpunkte gesetzt. Über die Miliz, die die Masse des Bundesheeres ausmacht, fände sich nur eine halbe Seite - von einsatzfähigen Verbänden, die im Regierungsprogramm versprochen wurden, könne keine Rede sein. Auch die Grundwehrdiener, aus denen die Soldaten für spätere Einsätze werden sollen, würden bloß am Rande erwähnt.

Zwar würden jetzt bessere Unterkünfte für längerdienende Kadersoldaten geschaffen, wichtiger wäre aber eine bessere Unterbringung der Rekruten.

Paulus rechnet vor, dass laufend mindestens acht Prozent eines Einrückungstermins für eine weitere Funktion in der Miliz und damit auch für weitere Übungen verpflichtet werden müssten. Davon sei man offenbar weit entfernt. Auch würde gerade bei den Übungen für Milizsoldaten gespart, was ihren Ausbildungsstand sinken lässt. "Es müssten unbedingt Übungen mit Volltruppe stattfinden, das gehört in den Bericht hinein" , sagt Paulus. (Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 28.01.2010)