Einen "Man of the year" verbindet man nicht unbedingt mit Klinkenputzen. Doch genau diese Tätigkeit hat Ben Bernanke in den letzten Tagen am meisten beansprucht, galt es doch, widerspenstige US-Senatoren für seine Verlängerung im Amt des Notenbank-Chefs zu gewinnen. Im Duett mit Barack Obama bekniete er Politiker, die Blockadehaltung zu beenden und Gefahr für die Stabilität des Finanzsystems abzuwenden. Von der Beschädigung des Amtes bis zu einem drohenden Börsencrash war auf den Gängen des Capitols die Rede.

Nun ist der auf die Große Depression spezialisierte Ökonom zwar wiedergewählt, doch die Wahl gleicht einem Pyrrhussieg. Nicht nur, weil Bernanke mit 30 Gegenstimmen die bisher größte Ablehnung in der Geschichte traf; vor allem, weil die Zustimmung der anderen Senatoren ihren Preis haben wird. Und jeder politische Einfluss auf die Fed an deren Unabhängigkeit und damit Glaubwürdigkeit nagt.

Dabei sind die Kritikpunkte zu einem guten Teil berechtigt. Bernanke war über die Jahre der Blasenbildung am Häusermarkt mit von der Fed-Partie und machte auch nach dem Aufstieg zum Chef keine gute Figur in Sachen Krisenprävention. Zwar kann sich der Notenbanker eine aggressive Krisenbekämpfung auf seine Fahnen heften, die sich mittlerweile auch positiv auf die Realwirtschaft auswirkt.

Doch der saure Beigeschmack bleibt: Während Wall Street gerettet wird, schaut Main Street durch die Finger. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30./31.1.2010)